Mountainbiker auf der Alm
Rücksichtslose Freizeitsportler nehmen zu
Konfliktsituationen auf unseren Almen nehmen zu. Eine neue Kampagne des Landes soll die Situation verbessern.
VILLACH/VILLACH LAND. Die Erfahrungen aus dem Sommer 2020 sowie aus der heurigen Wintersaison zeigen, dass es – auch coronabedingt – immer mehr Menschen für Freizeit und Urlaub in die Natur und in alpines Gelände zieht. Auch Konfliktsituationen haben daher in letzter Zeit zugenommen. Für die heurige Almsaison wird ebenfalls mit einem sehr starken Aufkommen an Gästen, Wanderern und Freizeitsportlern gerechnet. "Probleme gab es schon immer, durch die Freizeitnutzung der Leute wird es aber immer mehr. Durch E-Mountainbikes sind jetzt Leute auf dem Berg, auf der Alm, die vorher nie da waren. Einige halten sich an keine Regeln fahren überall und kreuz und quer. Das wird permanent mehr", sagt Jürgen Misotitsch, Villacher Bergwacht-Bezirksleiter. Ein Problem in der umliegenden Region sei dies etwa auf der Freistritzer Alm, dem Dreiländereck oder auf dem Dobratsch – ganz ausgeschlossen sei aber keine Alm. "Auf dem Dobratsch gibt es ein offizielles Fahrverbot auf den Gipfel. Die Schranke und das Hinweisschild bei der Rosstratte wird aber ignoriert. Täglich fahren viele Mountainbiker hinauf, manche nutzen sogar den Jägersteig", so Misotitsch. Ein weiteres Beispiel gibt er mit der Gerlitzen. "Bei der ehemaligen Tankstelle führt ein Wanderweg hinauf, auch hier fahren einige mit dem Rad und schrecken Wildtiere auf." Wanderer seien hier "nicht so das Problem. Die verhalten sich ruhiger."
Mehr Rücksichtsnahme
Dazu sagt Agrarlandesrat Martin Gruber: "Die Alm ist nicht nur Erholungsraum, sondern Arbeitsplatz für die Almbauern und Lebensraum für Wild- und Nutztiere. Dafür braucht es mehr Rücksichtnahme und auch Bewusstsein in der Bevölkerung." Informieren will er deshalb über die Kampagne "Respektiere deine Grenzen" sowie eine entsprechende Plattform, die dazu gerade entsteht. Die Kampagne wurde von der Vorarlberger Landesregierung ins Leben gerufen und wird seitdem erfolgreich in Salzburg, Niederösterreich und Oberösterreich, der Schweiz, Liechtenstein sowie in Bayern umgesetzt. In Kärnten will man den Bekanntheitsgrad der Aktion nun ebenfalls nutzen und so breit über das richtige Verhalten auf Almen oder im Wald informieren. Sommer wie Winter sollen naturverträgliche Routen für Wanderungen und Skitouren zur Verfügung gestellt werden, um einen gewissen Lenkungseffekt zu erzielen. Land Kärnten, Landwirtschaftskammer, Jägerschaft, Tourismusvertreter und alpine Vereine arbeiten gemeinsam an der Plattform. Seitens der Landwirtschaftskammer wird an die zuständige Kärntner Bergwacht appelliert, gerade im heurigen Sommer an Hot-Spots auf Almen Planquadrat-Aktionen durchzuführen und schwarze Schafe aufzuhalten.
Anzeigen drohen
Dem setzt Misotitsch entgegen: "Planquadrat-Aktionen sind personell ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn wir im Zuge von normalen Streifendiensten kontrollieren ist das ausreichend. Es ist allerdings auch schwierig, einen Radfahrer – ohne Nummernschild – aufzuhalten, wenn man einen erwischt". Generell folgt bei inkorrektem Verhalten aber eine Anzeige bei der zuständigen Behörde. Vor allem am Dobratsch gelten verschärfte Richtlinien, ist es doch ein Europaschutzgebiet.“ Ein Problem sei auch, dass viele Biker ihre spektakulären, verbotenen Abfahrten mit der Helmkamera filmen und ins Netz stellen – dadurch werden Nachahmer animiert.
In Afritz
Wenig Probleme mit den Mountainbiker sieht hingegen Bürgermeister Max Linder in Afritz. "Wir haben grundsätzlich zwei schöne große Touren, wo wir mit den Grundbesitzern Verträge haben, was genutzt werden kann. Bei uns auf den Almen ist nicht die Masse unterwegs und mit diesen ausgeschilderten Touren können wir das gut lenken."
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