Kärntner Hotelbetrieb
Keine Hochzeiten: "Wir haben zu wenig Personal"
Die Drobollacher Hotelière Karin Melcher im Gespräch. Sie musste eine schwierige Entscheidung treffen.
DROBOLLACH. Das Hotel Melcher ist ein feines Drei-Sterne-Hotel, etwas über dem nördlichen Ufer auf der Sonnenterrasse des Faaker Sees in Drobollach gelegen. Seit nunmehr 23 Jahren ist es dem Ehepaar Karin und Martin Melcher eine Herzensangelegenheit, hier ihren Gästen eine schöne Zeit zu bieten. Nicht nur was die Übernachtung anbelangt, auch Kulinarik und die Ausrichtung von Feierlichkeiten und Caterings sind fixer Bestandteil des Angebots. Mit Blick auf Hochzeiten erarbeitete man sich einen formidablen Ruf, wurden rund 40 gebuchte Hochzeiten pro Jahr ausgerichtet. Damit ist jetzt vorläufig einmal Schluss. Der Grund: Man findet kein Personal, das bereit ist, in der Nacht zu arbeiten.
"Kurzfristige Absagen"
Chefin Karin Melcher: "Es gibt nach wie vor viele Anfragen für Hochzeiten, mit dem aktuellen Personalstand können wir diese aber einfach nicht bedienen, da Mitarbeiter trotz Zusage kurzfristig die Stelle wieder absagen. Mit dieser Unsicherheit gibt es keine Planbarkeit."
"Corona hat viel verändert"
Warum kein Personal gefunden wird? "Corona hat viel verändert. Die Motivation ist verloren gegangen. Es braucht für den Beruf eine Leidenschaft und die gibt es fast überhaupt nicht mehr“, so die Unternehmerin. Zum einen würden Bewerber zu hohe Lohnvorstellungen äußern ("20 Euro die Stunde können wir als Drei-Sterne-Betrieb nicht zahlen"), zum anderen legen Bewerber viel Wert auf das Thema "Work-Life-Balance". Karin Melcher: "Viele Mitarbeiter sind aus unserer Branche wahrscheinlich wegen fixen Arbeitszeiten abgewandert. Ich verstehe all diese Anliegen, aber wenn die Mitarbeiter nur noch auf Teilzeitbasis von 8 bis 12 Uhr arbeiten wollen, wird es in unserer Branche schwierig."
"Wie soll das funktionieren?"
Die Hotelière macht sich Sorgen: "Wie soll das künftig funktionieren, wenn keiner mehr in den Topf einzahlt?" Zudem bemängelt sie die Unkollegialität. „Wenn man für eine Stelle zugesagt hat, und dann nicht kommt, muss man ja wissen, dass andere Mehrarbeit haben. So entsteht Ungleichgewicht und das erzeugt beim Team Unmut."
Hoffnung lebt
Nach wie vor ist man auf der Suche nach engagierten Mitarbeitern für die hauseigene „Almlounge“ sowie nach einer motivierten Unterstützung für die Chefin bei Veranstaltungen. "Ich hoffe, dass die Leute wieder Freude bekommen, Teil eines motivierten Teams zu werden", so Melcher. (thk)
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