„Die Bürger sollten sich bei uns nie als Bittsteller fühlen“
Nach 19 Jahren als Bezirkshauptmann von Vöcklabruck geht Dr. Peter Salinger in Pension. Mit dem Wandel der BH zu einer Servicestelle ist er zufrieden. Fremdenpolizeiliche Entscheidungen haben Spuren hinterlassen.
BezirksRundschau: Als Sie das Amt des Bezirkshauptmannes angetreten haben, war Ihr großes Ziel, aus der klassischen Verwaltungsbehörde eine Service- und Beratungsstelle für die Bürger zu machen. Ist Ihnen das gelungen?
Bezirkshauptmann a. D. Peter Salinger: Ich habe schon das Gefühl, dass es gelungen ist. Das hat zum Beispiel damit begonnen, aus dem Amtsdeutsch eine verständliche Sprache zu machen. Der Bürger sollte sich bei uns als Kunde und Mensch und nicht als Partei oder Bittsteller fühlen. Das haben wir neben der klassischen Bürgerservicestelle auch in anderen Bereichen umgesetzt.
BezirksRundschau: Was waren die schönsten Momente und Erfolge in Ihrer Amtszeit?
Salinger: Ich habe mich nicht nur als reiner Verwaltungsbeamter gesehen, sondern habe versucht, in der Region aktiv mitzugestalten. Das ist mir unter anderem durch das Netzwerken gemeinsam mit den Sozialpartnern am ,Runden Tisch‘ geglückt. Ich erinnere mich noch gerne an meine Arbeit bei den ersten Schritten für Projekte in den Leader-Regionen des Bezirks.
Ein wichtiges Anliegen war mir dabei immer die Überparteilichkeit. Gefreut hat mich außerdem die Verwirklichung des Bezirksalten- und Pflegenheimes Attnang-Puchheim. Wichtig war mir auch, dass ich immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Bürger und meiner Mitarbeiter im Haus hatte. Zu mir konnte wirklich jeder kommen. Wenn die Zufriedenheit der Mitarbeiter gegeben ist, dann hat man auch die optimale Unterstützung. Das hat die Amtsführung sehr erleichtert.
BezirksRundschau: Was waren die schwierigsten und unangenehmsten Aufgaben?
Salinger: Am meisten getroffen hat es mich, wenn ich bei manchen Entscheidungen persönlich anders entschieden hätte, als es rechtlich vorgeschrieben war. Das war vor allem in fremdenpolizeilichen Fragen der Fall. Da konnte ich nichts anderes machen, als Gesetze zu vollziehen. Der Spagat in diesem Bereich war sehr aufreibend und ist mit ein Grund, dass ich nicht erst mit 65, sondern mit 62 Jahren in Pension gehe.
BezirksRundschau: Der Ruf nach Abschaffung bzw. Zusammenlegung von Bezirkshauptmannschaften wurde zuletzt immer lauter. Was halten Sie von diesen Forderungen?
Salinger:Eine Regionalbehörde macht schon Sinn. Bei gewissen Entscheidungen wären Gemeinden überfordert und die zuständigen Stellen bei der Landesregierung zu weit weg. Eine Behörde wie die Bezirkshauptmannschaft bringt für den Bürger auch eine gewisse Rechtssicherheit. Sie kann aber auch nur punkten, wenn gute Arbeit geleistet wird. Man sollte sie nicht kaputtreden. Was die Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck betrifft, so hat sie die optimale Größe für eine Bezirksbehörde.
BezirksRundschau: Sie gehen mit 62 Jahren in Pension. War es für Sie nie ein Thema, bis 65 im Amt zu bleiben?
Salinger: Ich wollte den Zeitpunkt eigentlich immer selbst bestimmen und dieser ist eben jetzt gekommen. Ich war 19 Jahre Bezirkshauptmann. Das war wie gesagt manchmal schon auch sehr aufreibend. Ich erinnere nur an den Medienrummel rund um die Familie Zogaj.
BezirksRundschau: Ihr Nachfolger Martin Gschwandtner ist ein langjähriger enger Mitarbeiter und Stellvertreter. Welchen Rat geben Sie ihm mit auf denWeg?
Salinger: Ich werde ihm sicher keine Ratschläge geben. Jeder hat seinen eigenen Weg und Martin Gschwandtner wird diesen auch gehen. Sollte er Fragen haben, dann stehe ich ihm natürlich zur Verfügung.
BezirksRundschau: Worauf freuen Sie sich im Ruhestand besonders?
Salinger: Ich werde mehr für die Gesundheit tun und gemeinsam mit meiner Frau Bergwanderungen und die Natur genießen. Auf jeden Fall werde ich mich im Sozialbereich engagieren. Und zwar nicht als Funktionär, sondern direkt bei den Menschen. Ja und außerdem bin auch noch Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes. Diese Funktion werde ich auf jeden Fall noch die nächsten vier Jahre ausüben.
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