Litzlberg: Heftige Kritik an Umwidmung
Wiener Ärztekammer will Grundstücke bebauen. Nach Anrainerprotesten gibt es eine Nachdenkpause.
SEEWALCHEN (ju). Die Wiener Ärztekammer besitzt in Litzlberg in der Gemeinde Seewalchen Grundstücke im Gesamtausmaß von 18.000 Quadratmetern. Diese möchte sie nun umwidmen, was in der Bevölkerung für Unmut sorgt. „Eine Bebauung der 18.000 Quadratmeter oder auch nur von Teilen davon würde eine unwiederbringliche Zerstörung der Gegend bedeuten“, gibt Anrainerin Anna Tostmann-Grosser zu bedenken.
In einem Schreiben an die Mitglieder des Seewalchener Gemeinderates und des Bauausschusses übt sie auch Kritik an der Raumplanung und der Entwicklung der Marktgemeinde. „Ich bitte Sie deshalb, die Umwidmung der ,Ärztekammergründe’ zu verhindern und so manch andere Projekte zu hinterfragen, ob sie dem langfristigen Nutzen unseres schönen Ortes dienen“, schließt die Unternehmerin ihren Brief.
Umwidmung „ein Wahnsinn“
Unterstützung bekommt Anna Tostmann-Grosser unter anderem von ihrer Mutter Gesine „Gexi“ Tostmann und dem Dirigenten Franz Welser-Möst, der seinen Wohnsitz in der Nähe des Ärztekammergrundstückes hat. Ihr Engagement gegen diese Umwidmung habe absolut nichts damit zu tun, dass sie Anrainerin sei, betont Gexi Tostmann. „Ich würde auch dagegen auftreten, wenn das Grundstück weiter entfernt liegen würde. Ich halte die Umwidmung dieser Wiese ganz objektiv gesehen für einen Wahnsinn“, so die Seniorchefin von Tostmann Trachten.
Die geplante Umwidmung war Anlass für eine Podiumsdiskussion, zu der die Tostmanns in der Vorwoche in ihr Trachtenhaus geladen haben. Unter der Moderation von Franz Welser-Möst diskutierten die Landesräte Michael Strugl (VP) und Manfred Haimbuchner (FP), Seewalchens Bürgermeister Johann Reiter sowie der Raumplaner, Filmemacher und Publizist Reinhard Seiß. Thema des Abends: „Seewalchen – gestern, heute, morgen“. Dabei informierte Bürgermeister Reiter, dass sich der Gemeinderat bei den Umwidmungsplänen in Litzlberg eine Nachdenkpause verordnet habe. „Wir haben die Beratung und Beschlussfassung auf die im Jahr 2016 beginnende, generelle Überarbeitung des Flächenwidmungsplanes zurückgestellt.“
„Locker und weitläufig“
Den Kritikpunkt, dass Seewalchen zu dicht verbaut sei, widerlegt Reiter: Demnach sind 60,7 Prozent der Gemeindefläche von 2379 Hektar als Äcker und Wiesen genutzt, 15,8 Prozent sind Gewässer und 12,1 Prozent Wald. Lediglich 1,1 Prozent ist der Anteil der Bauflächen. „Aus dem Zahlenmaterial und wenn man mit offenen Augen durch Seewalchen geht, erscheint das Gemeindegebiet eher locker und weitläufig strukturiert als dicht bebaut“, so der Bürgermeister. Seewalchen sei eine attraktive Gemeinde. Die Nachfrage nach Baugrundstücken sei deshalb größer als das Angebot.
ZITIERT
Bürgermeister Johann Reiter: „Die Nachfrage ist groß. Und wenn man eine behutsame Entwicklung will, muss man sie auch irgendwo zulassen.“
Anna Tostmann-Grosser: "Gustav Klimt, dem wir viele fremde Gäste zu verdanken haben, würde sich wohl im Grabe umdrehen, könnte er sehen, was aus seinem geliebten Attersee wurde."
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