Günther & Hermann Bachmaier
Schwanenstädter Rennfahrer gehen in Pension
Eigentlich wollte Günther Bachmaier aus Schwanenstadt die Rennfahrerei schon vor zwei Jahren an den Nagel hängen. Doch erst mit dem 13. Oldtimer Grand Prix Mitte September hat der Seitenwagenpilot – gemeinsam mit seinem Bruder Hermann – nun endgültig seine Karriere beendet. Er blickt zurück auf mehr als 20 Jahre auf der Rennstrecke.
SCHWANENSTADT. In Schwanenstadt hat alles angefangen und in Schwanenstadt sollte es enden. Schon als Buben, mit etwa zehn Jahren, zog es die Bachmaier-Brüder an die Rennstrecke, damals noch in Oberndorf. Als die Rennen Ende der 80er-Jahre auf den Hausruckring übersiedelten, war es endgültig um die beiden geschehen, denn ihr Elternhaus lag direkt an der Rennstrecke in Pitzenberg: "Wir mussten die Maschine bloß aus der Garage schieben", erinnert sich Günther (56).
"Wir haben ihn angebettelt"
Auf die Seitenwagenrennen wurden die Brüder beim ersten Oldtimer Grand Prix 1998 der Motorsportvereinigung Schwanenstadt (MSV) aufmerksam. Damals steht Günther als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr am Ring und beginnt prompt zu überlegen, wo er so ein Teil herbekommt. Bei einem Motorradhändler wird er fündig, doch der will die Maschine der Marke LCR eigentlich gar nicht hergeben: "Wir haben ihn angebettelt, aber der hatte die nur als Ausstellungsstück, sie hatte also auch keinen Motor und war total verstaubt", erzählt Günther. Irgendwie lässt sich der Händler doch überreden. Er verkauft das Motorradgespann. Das Innenleben baut Günther selbst ein.
2001 gehen die Brüder im deutschen Traunstein zum ersten Mal an den Start: Günther am Steuer, Hermann als Co-Pilot. "Es war von Anfang an klar: Günther fährt und ich fahre mit", sagt Hermann (57). Das sei überhaupt die Voraussetzung für die Anschaffung gewesen. Ab da fahren die beiden fast zehn Jahre lang regelmäßig zu Bergrennen. Um den kräftezehrenden Part als Beifahrer durchzustehen, hält sich Hermann auch abseits der Rennstrecke fit: "Ich bin vor den Rennen joggen gegangen, weil das natürlich auch körperlich anstrengend ist."
Durch Motorradrennfahrer Klaus Klaffenböck kommen sie 2010 schließlich ins Schleizer Dreieck und so zum Rundrennen. Etwa zur gleichen Zeit tritt Hermann auf der Rennstrecke etwas kürzer. Er ist beruflich viel auf Montage, da kann er nicht jedes Wochenende fort fahren.
Sechsstellig investiert
Günther dagegen ist selbstständig, investiert jede freie Minute in sein Hobby und auch einiges an Geld: "Sechsstellig sicher", schätzt er die Kosten. Doch die Investition lohnt sich. 2016 wird er Vizeweltmeister bei der Sidecar F2 World Trophy in England und das mit Gips-Arm. Um trotzdem Gas geben zu können, habe ihm der Arzt den Daumen versteift und das Handgelenk freigemacht. Direkt vom Podest fährt er heim nach Schwanenstadt, denn dort findet gleichzeitig der Oldtimer Grand Prix statt. Völlig übermüdet kommt Günther kurz nach der Siegerehrung am Sonntag am Hausruckring an: "Ich bin ins Zelt gekommen und alle haben mich umarmt. Da hat einer meine Hand gedrückt, das hat fast mehr weh getan als beim Fahren", lacht der 56-Jährige. Der WM-Erfolg ist nur einer von vielen. Mehrere Regale hat er über die Jahre mit großen und kleinen Trophäen gefüllt.
Nach Unfall wieder auf der Rennstrecke
Dass in mehr als 20 Jahren Rennfahrerkarriere nicht immer alles glatt laufen kann, ist eigentlich logisch. Auch Günther Bachmaier bleibt nicht verschont: "Einmal hatte ich einen schlimmen Unfall, da sind wir mit über 200 in die Box eingeschlagen." Die Maschine war danach ein Totalschaden, der Beifahrer erleidet mehrere Brüche, Günther selbst kommt mit dem Schrecken davon. Nur dank eines Sponsors, der die Reparatur übernimmt, ist die Rennfahrerkarriere damit nicht vorbei. Angst haben trotz des Vorfalls weder Günther noch Hermann: "Wenn er fährt, habe ich mich nie gefürchtet", sagt der Ex-Copilot.
Das letzte Jahr sind die beiden Brüder – wie früher – wieder gemeinsam an den Start gegangen. Vier Rennen haben sie vorm Ruhestand noch absolviert: In Julbach und Landshaag fuhren und gewannen sie je ein Bergrennen. Auf ihrer Lieblingsstrecke, dem Red Bull Ring, holten sie Platz drei beim Trophy 600 Supersprint und zuletzt gab es noch einmal Bronze am Hausruckring in Pitzenberg, wo sie 2003 zum ersten Mal die Gesamtwertung gewonnen hatten.
Vom Motorrad aufs Fahrrad
Jetzt steht Günthers letztes Beiwagengespann bei ihm zu Hause in der Garage. Es soll verkauft werden, sonst, so der Rennfahrer, wäre der Ruhestand nicht endgültig. Ganz will er der Szene aber nicht fern bleiben. Beim ersten Rennen seiner treuen Maschine mit neuem Piloten will er dabei sein und auch sonst kann er sich nicht vorstellen, die Rennstrecke nicht mehr zu besuchen. Als Zuschauer werde man ihn wohl häufiger antreffen und falls ihn jemand bitte ein Gespann zu fahren, würde er einspringen. Nur selber organisieren und auch finanzieren wolle er nicht mehr. Die neu gewonnene Zeit will er stattdessen in der Natur verbringen, Radtouren stehen auf seinem Plan. Und selbst daheim wird es ihm sicher nicht fad, denn: Vor Kurzem ist Günther Opa geworden.
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