Wohnungspreise und Leerstand
Wohnbauoffensive in Vorarlberg nicht um jeden Preis

Foto: Adam Winger/unsplash

Mit dem Wohnbaupaket und weiteren Maßnahmen setzt das Land Vorarlberg konkrete Schritte zur Schaffung von Wohnraum, betont Landesrat Marco Tittler in einer Anfragebeantwortung: „Wir bekennen uns zur Wohnbauoffensive, aber nicht - im wahrsten Sinne des Wortes – um jeden Preis.“

Die Herausforderungen im Bereich Bauen & Wohnen sind groß und vielschichtig, sind aber nicht auf Vorarlberg begrenzt, führt der Landesrat aus. Die Wohnungspreise steigen österreichweit seit den späten 2000er Jahren überproportional an. Experten sehen aber den Zenit der Nachfrage überschritten. Das Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen geht davon aus, dass die Zahl der Bewilligungen den neu hinzukommenden Wohnbedarf übersteigt. „Dadurch könnte zumindest nachfrageseitig eine Absenkung der Preisdynamik erreicht werden“, sagt Tittler.

Bauen ja, aber nicht um jeden Preis

Die Landesregierung bekennt sich nach wie vor zur Wohnbauoffensive. Das jährliche Bauprogramm wird zwischen den gemeinnützigen Bauvereinigungen, den Gemeinden und dem Land abgestimmt, um auf Basis der im Wohnungswerberprogramm vorgemerkten Wohnungssuchenden eine bedarfsgerechte Umsetzung, was Anzahl und Wohnungsmix anbelangt, sicherzustellen. So konnte der gesamte gemeinnützige Wohnungsbestand mit Zuweisungsrecht über die Gemeinden (Mietwohnungen, noch nicht übereignete Kaufanwartschaftswohnungen und betreute Wohnungen) in Vorarlberg in den Jahren 2019 bis 2021 trotz globaler Ereignisse um mehr als 1.500 Wohnungen auf gesamt 21.409 Wohnungen angehoben werden. Im Bauprogramm für die Jahre 2022 bis 2024 sind bereits jetzt mehr als 1.000 Wohnungen eingemeldet, wobei bei den Planungen für 2024 noch von entsprechenden Steigerungen auszugehen ist. „Gleichzeitig muss auch aktuellen Entwicklungen am Markt Rechnung getragen werden. Es ist wichtig dem Markt zu signalisieren, dass nicht um jeden Preis gebaut wird“, so Landesrat Tittler und verweist auf die aktuell hohe Anzahl an Baubewilligungen und der prognostizieren Abflachung der Nachfrage.

„Wir konzentrieren uns derzeit auf Wohnen 500 Plus.“

Bei Sanierung ist die Unterstützung des Bundes gefragt

Bei Sanierung und damit einhergehender Dekarbonisierung braucht es dringend die Unterstützung des Bundes. Zwei Wohnbauforschungsprojekte in Bludenz haben aktuell aufgezeigt, dass allein für die thermische Sanierung, verbunden mit einer Dekarbonisierung des Heizsystems und allenfalls mit Nachrüstung von Balkonen zur Steigerung der Wohnqualität, mit Kosten von mehr als 2.200 Euro pro Quadratmeter gerechnet werden muss. „Es bedarf deshalb für ein sozial verträgliches, umfassendes, mehrjähriges Sanierungsprogramm im gemeinnützigen Wohnungsbestand eine Sonderfinanzierung – möglichst in Form von Zuschüssen durch eine entsprechende Bundesfinanzierung“, sagt Tittler. Ein solches Programm wurde von Vorarlberg zum nationalen Aufbau- und Resilienzplan angemeldet.

Leerstandsmobilisierung – Vorarlberg ist Vorreiter

Mit dem Projekt „Sicher Vermieten“ ist Vorarlberg Vorreiter bei der Mobilisierung von Leerstand. Das Modell wurde inzwischen auch von anderen Bundesländern übernommen. Seit dem Start des Projekts wurden mehr als 170 Objekte vermietet. Dies entspricht gesamt einer Wohnfläche von mehr als 14.000 m², die wieder dem Markt zugeführt werden konnte. Rund 540 Personen konnten bisher von einer Wohnung im Rahmen des Projekts „Sicher Vermieten“ profitieren.

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