Kommentar
Persönliche Notizen - Woche 4

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Es sind Osterferien. Laut Mail von den Lehrern haben die Kinder nun frei, beziehungsweise keinen Unterricht. Ich freue mich für die Lehrer, denn nun haben sie eine Woche Pause, um sich wieder voll der digitalen Unterrichtswelt zu widmen. Dennoch müssen die Tage auch in den Ferien irgendwie mit den Kindern gestaltet werden. Schließlich liegen schon drei Wochen Home-Office von uns Eltern und Home-Schooling der Kinder hinter uns. Drei Wochen eine „schrecklich nette Familie“ spielen.

Eigentlich wollten wir zu den Großeltern nach Deutschland fahren, wird heuer wohl ein eher ein virtuelles Osterfamilienfest mit Verbindungsschwierigkeiten und einem leeren Bauchgefühl. Leer darum, weil doch etwas fehlt. Diese physische Distanzierung (sozial ist eigentlich falsch) nervt. Auch wenn man seine Familie und Freunde im Schnitt vor der Krise auch nicht öfter im normalen Arbeitsalltag gesehen hat, so fehlt die Freiheit, es tun zu können, wann und wo man will.

Bei uns in der Firma gibt es seit 1. April das Modell der Kurzarbeit. Ist nicht wirklich lustig für alle Mitarbeiter, aber besser als arbeitslos und der Laden muss dichtmachen. Daher haben wir noch Glück. Wir haben beschlossen, dass wir Maßnahmen setzen müssen. Unser Anzeigeneinbruch ist dramatisch. Daher ist es für mich absolut unverständlich, dass das sogenannte Corona-Medien-Hilfspaket der Bundesregierung uns und die anderen Anzeigenblätter völlig im Stich lässt. Nach welcher Bemessungsgrundlage werden hier Förder- und Hilfsgelder bewilligt? Das Geld könnten wir genauso gut gebrauchen, wie manche Kirchen- oder Bauernbundzeitungen, die eine gute Finanzspritze bekommen werden. Wie gesagt: Wenn, dann sollte jeder seinen Anteil von dem Hilfspaket bekommen, gerecht verteilt!

Wahrscheinlich geht es im Moment nicht nur uns so, sondern vielen Vereinen und Kleinstunternehmen. Manche der sogenannten EPUs (Ein-Personen-Unternehmen) schauen ebenfalls bei der Soforthilfe durch die Finger, da die Einnahmen vor der Krise über der Bemessungsrundlage liegen. Was für ein Schwachsinn! Gerade diese Unternehmen (je nach Branche) haben von heute auf morgen keine Einnahmen mehr.

Seit knapp zwei Wochen gehen wir nur noch mit Maske und Einweghandschuhen (freiwillig) einkaufen. Irgendwie schon komisch, aber mit diesen Schutzmaßnahmen fühlt es sich irgendwie sicherer an. Warum diese Einsicht nicht schon gleich kam, bleibt mir ein Rätsel. Es gibt aber nach wie vor kleinere Lebensmittelläden, in denen das Personal noch ohne Masken arbeitet und auch keine verteilt werden. Seltsam.

In den großen Supermärkten verzichten die Handelsketten jetzt darauf, keine lebensnotwendigen Artikel mehr zu verkaufen. Warum? Weil kleine Einzelhändler das auch nicht dürfen? Wenn aber bestimmte Artikel weder im heimischen Supermarkt angeboten werden noch online über einen regionalen Anbieter, bin ich doch fast gezwungen, wieder bei einem Onlinegiganten zu bestellen?

Bundeskanzler Kurz spricht nach der Krise von einer neuen Normalität. Was genau bedeutet das aber für jeden von uns? Welche Auswirkungen hat die Krise positiv wie auch negativ auf unser gesellschaftliches Leben?

Und warum muss erst eine Krise kommen, um gewisse Vor- oder Nachteile während derselben für sich selbst zu entdecken? Im Grunde zeigt uns die jetzige Situation nur eines: Wie wenig reflektiert wir durch den Alltag der „alten Normalität“ gegangen sind.

Das gesamte Team der Regionalzeitung wünscht allen auch im kleinen Kreise schöne Osterfeiertage!

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