Kommentar Raimund Jäger
Sommerloch und Sommerquatsch

Foto: RZG

Es ist jedes Jahr das gleiche. Erst vertschüssen sich die Kinder in die viel zu langen Ferien und plötzlich ist auch in diversen Büros niemand mehr zu erreichen. Auch die Politiker verabschieden sich in eine – angesichts der nicht bewältigten Krisen – unverhältnismäßig lange Sommerpause und so kommt auch heuer, was immer kommt: das Sommerloch.

So nennt man vor allem in Medienkreisen die tote Ferienzeit. Hochsaison hat in diesen neun Wochen simple Musik, gerne mit lateinamerikanischen Einflüssen (die sogenannten Sommerhits a la „Lambada“, „Ketchup Song“, „Macarena“ und Co.). Auch Wesen, denen man sonst nicht so häufig begegnet, wie der Yeti, das Ungeheuer von Loch Ness oder gar Außerirdische lassen sich im Sommerloch häufiger blicken als in den kühleren Monaten.
Und ja: Politiker mit Profilierungssucht haben es sich in den letzten Jahren zur Gewohnheit gemacht, knapp vor dem Sommerloch noch ein paar gepfefferte und aus zeitlichen Gründen nicht sofort überprüfbare Aussagen abzulassen, schließlich hat das Parlament zu und das Wahlvolk im Urlaub genug Zeit, über ebendiese nachzudenken oder sich zumindest zu wundern.

Den Vogel schoss heuer eine Vorarlbergerin ab

Nina Tomaselli, stellvertretende Bundessprecherin der Grünen. „Was leistet ein Mark Mateschitz mehr, dass er null Euro Steuern zahlen muss?“, irrlichterte die auch im Vorstand der Partei sitzende Feldkircherin bei ihrer Rede zum Thema Vermögenssteuer.
Über letztere kann man ja reden – spätestens, wenn man auch über Arbeitsverweigerer und Sozialschmarotzer ohne rosa Brille zu reden beginnt – aber ein wenig Faktencheck sollte man schon betreiben. Ob es geschmackvoll ist, den Sohn des erst kürzlich verstorbenen Red Bull-Machers als Vorzeige-Reichen oder -Erben anzuführen, mag Frau Tomaselli selbst beurteilen. Tatsache ist jedenfalls, dass Red Bull für 2021 erstmals (der Höhe nach) eine Summe von einer halben Milliarde Euro Steuergelder an die Republik überwies und in den Kernfirmen, aber auch im Umfeld (Red Bull Ring, Servus TV, Abfüllanlage in Ludesch und vieles andere mehr) einer der größten Arbeitgeber Österreichs ist. Sich ausgerechnet auf diese Firma einzuschießen, mag verwundern. Zudem: Der junge Mateschitz kann nichts dafür, dass die steuerlichen Gegebenheiten (keine Erbschafts- oder Vermögenssteuer) in Österreich so sind wie sie eben sind. Das könnte man im Parlament diskutieren und eventuell auch ändern. Aber eine reine Neid-Kampagne, die einmal mehr ausschließlich auf Unternehmern – also diejenigen, die jenen eine Arbeit geben, die eine wollen – rumhackt, war schon bislang nicht die geeignete Basis für eine solche Auseinandersetzung, so sie konstruktiv sein soll. Ein Eigentor, einmal mehr…

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