Kommentar
Tut uns leid, wir hatten ein Blackout

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Gut vorbereitet auf die Prüfung betritt Schüler A das Klassenzimmer. Der Lehrer ruft den Schüler auf. Nun kommt es darauf an. Was kann Schüler A in dieser Situation von seinem erlernten Wissen abrufen? Dann die erste Prüfungsfrage. Plötzlich nichts. Es wird dem Schüler schwarz vor den Augen und er kann sich an gar nichts erinnern. Er kann nichts mehr abrufen. Der Schüler hat einen Blackout. So oder so ähnlich wird das wahrscheinlich jeder von uns schon einmal erlebt haben.

Und jeder von uns kennt den Begriff Blackout eben genau von solchen Situationen. Doch seit geraumer Zeit hören wir diesen Begriff immer häufiger in Zusammenhang mit einem längerfristigeren Stromausfall ganzer Regionen beziehungsweise Länder. Aktuelles Beispiel: der Stromausfall beim Länderspiel Österreich gegen Dänemark vergangenen Montag in Wien. Nicht dramatisch, war ja nur ein Fußballspiel, das zwei Stunden später starten konnte. Aber es zeigt, wie unvorbereitet wir alle auf solch ein Szenario sind. Viele Unternehmen haben mittlerweile Notfallpläne in den Schubladen und eigens dafür verantwortliche Mitarbeiter, die in einer solchen Krisensituation genau wissen, was zu tun ist. Systemrelevante Unternehmen wie Krankenhäuser sind schon seit vielen Jahren für etwaige Situationen vorbereitet. Komplett autark wären solche Unternehmen mit einer globalen Vernetzung dennoch nicht. Zur Veranschaulichung: Fällt der Strom aus, dann gibt es Notstromgeneratoren, die für eine gewisse Zeit den Betrieb aufrechterhalten können. Fällt das Internet aus, dann nützt auch ein Notstromaggregat nicht wirklich viel.

Blicken wir auf unser Zuhause, dann wird schnell klar, wie sehr wir von der Außenwelt abhängig sind. Strom, Heizung, Internet – alles würde bei einem Blackout ausfallen. Nun kann eine Heizung gerade jetzt in den Sommermonaten ruhig ausfallen, aber was ist mit all den Produkten, die gekühlt werden müssen? Lebensmittel im Kühlschrank oder Gefrierfach wären in kürzester Zeit ungenießbar. Und gerade in den Sommermonaten würde die Hitze die Situation nur noch beschleunigen.

Der nationale Zivilschutz und Katastrophenschutz hat zum Thema Blackout Richtlinien erstellt. So heißt es als Vorbereitungstipp: Planen Sie wie für einen „vierzehntägigen Campingurlaub in den eigenen vier Wänden“ – so denken Sie auch an all das, was Sie ganz individuell benötigen. Klingt doch toll! Gerade in der Zeit, in der Camping derart boomt, sollte das für jeden Haushalt ein Kinderspiel sein.

Ich möchte an dieser Stelle für einen Blackout nicht zu sehr schwarzmalen und entschuldige mich für den schlechten Wortwitz. Aber mir kommt vor, dass die Aufklärungskampagne für einen möglichen Blackout genauso schlafwandlerisch vollzogen wird wie all die schlecht gemeinten Impfkampagnen. Oder wissen Sie aktuell, ob Sie einen vierten Stich wirklich benötigen oder nicht? Genauso wenig wissen Sie wahrscheinlich, was Sie für ihr Zuhause benötigen, sollte es zu einen Blackout kommen. Sehen Sie, das meine ich. Von überall hört man von und liest man über einen möglichen Blackout. Aber die Regierung scheint dieses Thema nicht wirklich auf der Agenda zu haben. Zumindest nicht, was eine nationale Zivilschutzkampagne betrifft. Gehen erst einmal die Lichter aus, dann sollten wir vorbereitet sein. Aber wie immer sind wir im sehr österreichischen Beobachtermodus und warten erst einmal ab, was passiert. Tritt dann ein Worst-Case-Szenario ein, ist man etwas vor den Kopf gestoßen. Ich hoffe nur, dass wir dann nie die Antwort der Regierung bekommen: Tut uns leid, wir hatten einen Blackout.

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