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Was darf man und was nicht?

Darf man fröhlich sein, wenn an anderen Orten der Welt ein Unglück passiert? | Foto: pixabay
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  • Darf man fröhlich sein, wenn an anderen Orten der Welt ein Unglück passiert?
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Vergangenes Wochenende gab es wieder zahlreiche Faschingsumzüge im ganzen Land. Einer der größten Umzüge landesweit wurde in Feldkirch veranstaltet. Tolle Bilder und das Wetter gab auch alles. Dabei vergisst man schnell, was sonst so in der Welt passiert. Und dieses Vergessen wurde prompt durch eine Frage von einem meiner Söhne unterbrochen: Darf man so feiern, wenn gerade in der Türkei und Syrien eine schreckliche Naturkatastrophe passiert ist?

Darüber habe und musste ich lange nachdenken. Vorweg, es ist eine berechtigte Frage, da sie im Prinzip ein moralisches Dilemma aufzeigt. In den sozialen Netzwerken wird genau diese Frage ebenfalls hoch und runtergespielt und wahrscheinlich hat mein Sohn diese Frage dort aufgegriffen. In diesen Netzwerken ist es noch extremer, denn die Bilder vom Fasching werden unmittelbar neben den schrecklichen Bildern aus dem Erdbebengebiet gepostet. Das wirkt. Es brennt sich ein. Gerade bei jungen Menschen, die noch zu wenig differenzieren können, weil ihnen die Erfahrung fehlt. Dennoch bleibt die von meinem Sohn gestellte Frage berechtigt. Unter all den schrecklichen Umständen muss dennoch die Gegenfrage erlaubt sein: Was würde sich ändern, wenn alle Veranstaltungen, die einen Spaß- oder Unterhaltungswert haben, abgesagt werden? Wenn wir ehrlich sind, kann sich jeder selbst die Frage beantworten, wenn er oder sie an die letzten zwei Jahre denkt. Die, die helfen wollen und können, tun dies mit großem Engagement. Wichtig ist bei solchen Tragödien die koordinierte Hilfe. Hilfe, die wirkt und dort ankommt, wo sie dringend benötigt wird. Egal ob es für Menschen in Kriegsgebieten, Dürregebieten oder eben Erdbebengebiete wie in der Türkei und Syrien ist. Jede koordinierte Hilfe zählt. Nichts zu tun, wäre der größte Fehler. Ohne uns allen jetzt auf die Schulter zu klopfen, aber die Soforthilfe angefangen vom SARUV-Team, das unglaubliche Engagement der türkischen Gemeinschaft in Vorarlberg oder die Spendenmöglichkeit über die ORF-Aktion „Nachbar in Not“, ist die koordinierte Hilfe schon bemerkenswert.

Es gab und wird zukünftig immer Ereignisse auf der Welt geben, die schrecklich sind und teilweise unvorhersehbar. Alles zu hinterfragen, ob lachen oder fröhlich sein falsch wäre, mag berechtigt sein, aber nicht immer richtig. Viel wichtiger ist es, in Momenten, wo es uns gut geht, auch an diejenigen zu denken, denen es nicht so gut geht. Helfen kann man immer und jederzeit. Das ganze Jahr über.

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ
Darf man fröhlich sein, wenn an anderen Orten der Welt ein Unglück passiert? | Foto: pixabay
Christian Marold
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