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Wenn ich mir etwas wünschen darf...

Wunsch an Weihnachten | Foto: pixabay
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Das Jahr 2022 ist auf der Zielgeraden und keiner hätte geglaubt, dass es nach 2020 und 2021 noch verrückter werden könnte. Wobei der Ausdruck „verrückt“ nicht passt. Eher seltsam. Seit drei Jahren habe ich das seltsame Gefühl, als würde ich das unmittelbare und weltweite Geschehen aus weiter Ferne betrachten und doch bin ich mittendrin, bin Teil davon. Nein, ich habe keine gespaltene Persönlichkeit. Ich kann Sie beruhigen. Mir geht es so weit gut. Aber es ist eben dieses komische Gefühl und wenn man dies nach drei Jahren immer noch nicht wirklich loswerden kann, dann fragt man sich schon, welche äußeren Faktoren dafür eine Rolle spielen könnten. Das wäre jetzt wahrscheinlich der ideale Zeitpunkt, um über viele und vieles in unserer Gesellschaft zu jammern. Und im Jammern sind wir Weltmeister. Wissen wir doch alle, dass sehr vieles nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen. Mittlerweile haben viele Bereiche im gesellschaftlichen Leben die Erkenntnis erlangt, dass ein Halten des derzeitigen Niveaus die maximale Anforderung für das kommende Jahr bedeuten muss. Ob finanziell, personell oder produktionstechnisch. Aber auch was die Freizeit betrifft. Die oft zitierte Work-Life-Balance steht hoch im Kurs, wobei ich mir nicht sicher bin, ob alle genau immer von derselben Sache reden. Wenn man mit jungen Menschen redet (und das würde ich allen raten, die keine Teenager mehr sind), dann merkt man, wie viel Unsicherheit zwischen den Worten steckt. Am Ende wollen sie geleitet und begleitet werden, auch wenn viele von ihnen schon so „taff“ wirken. Nicht gleich an die Hand nehmen, vielmehr eine Orientierung geben, Perspektiven zeigen und eröffnen. Denn woher sollen Jugendliche Entscheidungen treffen können, fehlt ihnen doch die entsprechende Erfahrung? Ja, man kann auch durch Fehlentscheidungen Erfahrungen sammeln. Genauso gut kann aber auch ein Mensch mit Lebenserfahrung jungen Menschen Perspektiven aufzeigen. Das Dilemma unserer Sichtweise auf junge Menschen ist, dass wir ihnen zu viel zumuten und gleichzeitig zu wenig zutrauen. Beides gleichzeitig, beides parallel. Beispiel: Wir muten Jugendlichen zu, dass sie sich nach zwei Jahren Pandemie schulisch und lerntechnisch genauso verhalten wie vor der Pandemie. Quer durch alle Bildungseinrichtungen ist in dieser Zeit das Lern- und Leistungsniveau aber dramatisch gesunken. Es fragt sich jedoch kein Verantwortlicher im Bildungsbereich, weshalb das so ist? Gleichzeitig trauen wir den Kindern und Jugendlichen nicht zu, dass sie ernsthafte regionale und globale Themen verstehen können. Dabei sind genau das die Themen, die uns alle betreffen und die heutigen Teenager noch viel mehr.

Wenn ich mir also etwas wünschen dürfte, dann, dass wir einander mehr zuhören, einen Schritt aufeinander zugehen, statt wegzugehen. Dass wir fähig sind, zu verzeihen und Fehler zuzugeben, auch wenn dies das Ego verletzt. Am Ende wächst man gerade an dieser Erkenntnis, ohne sein vermeintliches Ego zu kränken.

Ich wünsche jedem von uns einen Stern am Nachthimmel. Es gibt genügend davon und jeder kann seinen ganz persönlichen haben. Ein Stern als begleitendes Licht in einer dunklen und unsicheren Zeit. Ein Licht als Perspektive für Hoffnung, Sicherheit und Zuversicht.

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ
Wunsch an Weihnachten | Foto: pixabay
Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

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