"Kein Kavaliersdelikt"
Auto absichtlich durch Wiener Gleisbaustelle gelenkt
Ein Video zeigt, wie ein Autofahrer offensichtlich ganz bewusst in eine Gleisbaustelle in Wien fährt. Er nimmt sich sogar noch die Zeit, um auszusteigen und die Baustellenabsperrung wegzuräumen. Bei den Wiener Linien kenn man den Vorfall. Es handle sich um "kein Kavaliersdelikt" und kann für den Fahrer sehr teuer werden.
WIEN/WÄHRING/HERNALS. Einem Mann in einer Wohnung in der Währinger Kreuzgasse ist es zu verdanken, dass dieser Fall von rücksichtslosem Verhalten im Straßenverkehr publik wird. Denn er filmte kürzlich einen Vorfall mitten in der Nacht an der Grenze zwischen 18. und 17. Bezirk. In der Straße befinden sich gerade größere Gleisbauarbeiten für die Bim-Linie 9 und 42. Gut 300 Meter Gleis werden dort erneuert, der Öffi-Verkehr ist in der Zwischenzeit in dem Bereich gesperrt. MeinBezirk.at berichtete:
Ganz und gar nicht mit dieser Sperre zufrieden gewesen sein dürfte hingegen ein nächtlicher Autofahrer gewesen sein. Auf dem Video, welches aus der Kreuzgassen-Wohnung produziert wurde, ist zu sehen, wie ein schwarzes Auto den abgesperrten Bereich entlang fährt. Er fährt am offenen Gleistrog, Baumaschinen und weiteren Geräten vorbei, bis er zur Baustellenabsperrung kommt. Rasch hüpft der Mann im Video aus dem Auto, räumt zunächst die Absperrung weg, dann noch ein Schild, und fährt aus der Baustelle raus. Der Mitschnitt wurde auf der Instagram-Plattform "Thug Life Austria" am Mittwoch veröffentlicht. Wann dieser genau entstanden ist, ist unklar.
Auf Nachfrage von MeinBezirk.at bei den Wiener Linien bestätigt man den Vorfall. "Das Video ist dem Baustellenleiter bekannt, dieser hat umgehend die Baustelle überprüft", erklärt Sprecherin Carina Novy. Soviel vorweg: Es wurde glücklicherweise weder Mensch noch Maschine oder Bausubstanz beschädigt. Doch das ist bei solchen Fällen eher selten der Fall.
"Egoistische Aktion"
Immer wieder kommt es vor, dass Fahrzeuge in Gleisbaustellen geraten, erklärt Novy. Wobei das in den allermeisten Fällen nicht vorsätzlich, sondern eher als Unfall zu bewerten sei. "Dabei entstehen oft erhebliche Schäden. Zum Beispiel kann es passieren, dass Autos wegen des Niveauunterschieds bei den geöffneten Fahrbahnen hängen bleiben. Sie müssen dann von der Feuerwehr entfernt werden." Es kann aber auch passieren, dass die Vehikel im frischen Beton versinken und mühselig entfernt werden müssen. In diesen Fällen muss die Stelle dann intensiv nachbearbeitet werden. Ebenso ein Klassiker: Autos, welche auf den offenen Schienen hängen bleiben.
Neben unschönen Szenen verursachen solche Vorfälle vor allem eines: "Verzögerungen bei der Baustelle wegen Mehrarbeit, dadurch und durch entstandene Schäden mehr Kosten für die Stadtkasse und im Endeffekt auch eine länger Sperre von Öffi-Strecken", so Novy. Bei dem Vorfall im Video handle es sich um eine "egoistische Aktion" und "kein Kavaliersdelikt", so die Sprecherin.
Kann ganz schön teuer werden
Der Fahrer dieses Videos konnte bis dato noch nicht belangt werden. Und auch wenn keine Schäden entstanden sind, so dürfte er gleich mehrfach das Gesetz brechen: "Bevor unsere Baustellen stattfinden gibt es Verhandlungen mit der zuständigen MA46 –Verkehrsorganisation. Die legen dann fest, welcher Bereich für die Maßnahmen ein Fahrverbot bzw. eine Sperre erhält. Missachtet man dies, verstößt man schonmal gegen die Straßenverkehrsordnung. Gleichzeitig handelt es sich dann auch um einen Betriebsbereich von uns, daher verstößt man auch gegen das Eisenbahngesetz", erklärt Novy die rechtlichen Hintergründe. Welche Bußgelder es hierbei gibt, kann nicht gesagt werden. Dies wird auch von Fall zu Fall unterschiedlich bewertet. Es wäre jedenfalls ein ziemlich teurer Ausflug in die Baustelle.
Noch mehr kostet es, wenn man tatsächlich im Arbeitsbereich stecken bleibt oder Schäden verursacht. Da kommt ganz schnell einmal der Feuerwehreinsatz für die Befreiung des Vehikels bzw. ein Kostenersatz für den entstandenen Schaden hinzu. Ganz zu schweigen von jenen Schäden, welche am eigenen Auto entstehen können.
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