Die Bildungskarenz ist beliebt
Die Zahl der Bildungskarenzler explodiert. Kontrolle über Verwendung der Mittel gibt es keine.
WELS. In Österreich sind derzeit rund 8000 Personen - vemehrt Frauen und besser Gebildete - in Bildungskarenz. Im Jahr 2011 kostete sie 76 Millionen Euro, finanziert aus Arbeitslosenversicherungsbeiträgen. In Wels und Wels-Land waren im vergangenen Jahr 117 Personen in Bildungskarenz (63 Frauen, 54 Männer) und haben Weiterbildungsgeld in der Höhe des Arbeitslosengeldes vom AMS erhalten - Tendenz steigend.
Deshalb forderte die ÖVP eine Teilbildungskarenz, bei der die Arbeitszeit halbiert wird, um in der Firma den Anschluss nicht zu verlieren. Kürzlich schloss sich die WKO der Forderung der ÖVP an und will zudem strengere Kontrollen.
Idee gut, Umsetzung fatal
Manfred Spiesberger, Leiter der WK Wels, versteht den Unmut: "Das AMS verwendet so viele Mittel für die Bildungskarenzler, die aber nicht unmittelbar zurechenbar sind. Es fehlen Messgrößen für den Erfolg und auch die Nachvollziehbarkeit. Es braucht viel strengere Kriterien." Er betont aber: "Die Idee ist gut. Wir brauchen lebenslanges Lernen." Johann Reindl-Schwaighofer, Leiter des BFI Wels, ist durchwegs positiv gestimmt: "Eine individuelle, abgesicherte und berufsbezogene Auszeit zur Weiterbildung ist ein tolles Instrument", meint er und stellt klar: "Überall gibt es schwarze Schafe. Zu uns kommen aber ständig eifrige Bildungskarenzler, die sich weiterbilden wollen. Deshalb denke ich nicht, dass viele die Gelder zweckentfremden." Auch die Bildungsreferentin der Stadt Wels, Anna Eisenrauch, glaubt an das Gute in den Menschen: "Ich denke, der Missbrauch der AMS-Mittel kommt nur vereinzelt vor."
Bildungskarenz hilft Firmen
Ein Detail am Rande: Bis zur Finanzkrise 2008 ist die Bildungskarenz im Dornröschenschlaf verharrt. Seitdem vereinbaren immer mehr Arbeitnehmer mit ihrer Firma eine Bildungsauszeit.
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