Katholiken und Protestanten in Wels & Wels-Land
Kirchenaustritte so hoch wie nie
Auch in der Region gibt es bei den Austritten aus den christlichen Kirche einen Rekord. Die Ursachen hierfür sind vielfältig.
WELS, OÖ. Noch nie haben in OÖ so viele Menschen ihrer Kirche den Rücken gekehrt wie im Vorjahr: 16.500 Katholiken und 815 Protestanten traten aus. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Region wider: Mit Stichtag 1. Jänner verließen insgesamt 1.395 Welser & Wels-Landler die katholische Kirche. Damit gibt es noch 66.610 Katholiken in der Gegend. Bei den Protestanten traten 76 aus, die Gemeinden zählen jetzt noch 2.686 Evangelische.
Entfernung vom Glauben
Was sind die Gründe? "Es ist eine komplexe Frage, auf die man nicht pauschal antworten kann", sagt Pfarrer Slawomir Dadas von der Pfarre Wels-Vogelweide. "Was ich aber in Gesprächen erfahre, ist zum einen eine Entfernung über Jahre." Oft sei da noch der Glaube an eine höhere Macht, die aber nichts mehr mit dem christlichen Gott, "der für die Armen und Schwachen einsteht" zu tun habe. Das habe auch mit dem Trend zur Vereinzelung zu tun. "Es gibt kein Christentum der Individualisten, sondern nur der Gemeinschaft, in der man sich stützt und hilft, aber auch Hilfe erfährt", so Dadas.
"Was ich in Gesprächen erfahre, ist eine Entfernung vom Glauben über Jahre."
Pfarrer Slawomir Dadas, Wels-Vogelweide
Zum anderen sei für viele das Geld ein Argument. "Der Kirchenbeitrag lebt von der Solidarität. Doch für viele ist es nicht nachvollziehbar, wenn sie nur ein, zwei Mal im Leben mit der Kirche zu tun haben, da dauerhaft zu zahlen." Doch mit diesen Geldern würde viel Gutes getan, auf vielen Ebenen Gemeindearbeit geleistet. "Und für eine Hochzeit wären die Menschen doch auch bereit, viel Geld auszugeben, für Organisation und Alleinunterhalter. Wir verlangen dafür quasi nur Spesen", sagt Dadas.
Erosion der Verbundenheit
Ähnliche Ursachen ortet man in der evangelischen Kirche, bei die sich die Entwicklung prozentual zunehmend ähnlich wie bei den Katholiken darstellt. Zum einen sei da "eine Erosion der inneren Verbundenheit führt zu hoher Austrittsbereitschaft, die dann nur einen Anlass braucht. Dieser ist meist der Kirchenbeitrag", so Superintendent Gerold Lehner. Hinzu käme die Unterstützung der Pandemie-Maßnahmen, die manch Mitglied nicht mitragen wollte.
"Es gehören Menschen nur mehr dann zur Kirche, wenn sie das auch wirklich wollen."
Superintendent Gerold Lehner
"Verschiebung"
Doch der wahre Grund sei jedoch eine "gesellschaftlichen Verschiebung". Früher habe man einfach traditionell und vilelleicht auch aus gesellschaftlichem Druck heraus zur Kirche gehört, obwohl man innerlich schon distanziert war. "Heute treten solche Menschen aus, es gehören Menschen nur mehr dann zur Kirche, wenn sie das auch wirklich wollen", so Lehner.
Man wolle sich aber nicht durch "Fixierung auf Zahlen" von der eigentlichen Aufgabe der Kirchen ablenken: "Wir glauben an Gott, der die Welt geschaffen und uns anvertraut hat. In dieser Verantwortung versuchen wir zu leben. Wir glauben an den Gott, der sich aufgemacht hat uns Menschen das Vertrauen auf die bedingungslose Liebe zu lehren und Lieben zu lernen. Diesen Glauben zu leben ist unsere Aufgabe und unsere Herausforderung."
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