Soziales Wohnservice Wels
„Obdachlosigkeit gibt es das ganze Jahr“

Petra Wimmer, Kathrin Scherz und Bettina Reichhold (v.l.). | Foto: BRS/Jakaubek
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Für hilfsbedürftige Menschen ist das Soziale Wohnservice Wels (SWS) Auffangstelle und Hilfe.

WELS. „Ich war alleinerziehende Mutter und bin delogiert worden“, erzählt Kathrin Scherz und umklammert dabei eine Tasse mit heißem, dampfenden Kaffee. Die Initiative ist von ihren Nachbarn ausgegangen: „Sie haben mir ins Gesicht gesagt, ,Sie werden wir hier hinausekeln' und es gab Anrufe bei der Genossenschaft, wo erfundene Geschichten erzählt wurden“, so Scherz. Nachdem ihre Wohnung ausgeräumt wurde, stand sie mit ihrer Tochter und ohne Arbeit auf der Straße. Einen sicheren Hafen fanden sie schlussendlich im Sozialen Wohnservice Wels (SWS). „Ich bin mit meinen persönlichen Sachen und mit meiner Tochter in die Wohnung eingezogen und habe dann gleich die erste Nacht dort geschlafen“, so die Betroffene. „Die Wohnungen sind sauber und einfach anders, als man es erwartet.“

Ein Zimmer in der Notschlafstelle im Sozialen Wohnservice Wels. | Foto: BRS/Jakaubek
  • Ein Zimmer in der Notschlafstelle im Sozialen Wohnservice Wels.
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Für insgesamt 37 Menschen gibt es im SWS in der Eisenhowerstraße 37 ein Zuhause – 22 Personen in der Notschlafstelle und 15 Personen im Wohnhaus. „Wir kümmern uns um Menschen, die wohnungslos sind oder um jene, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind“, erzählt Bettina Reichhold von der Geschäftsleitung. Zur Verfügung stehen zusätzlich das Tageszentrum sowie eine Frauen-WG und 17 Übergangswohnungen.

„Holt euch Hilfe“

Der Verein unterstütze Menschen dabei, wieder zurück in ein normales Leben zu finden. Ein Drittel schaffe es auch, wieder eine Wohnung zu finden: „Das sind dann die schönen Erfolgserlebnisse, denn so viele gibt es hier leider nicht“, sagt Petra Wimmer, SWS-Vorstandsvorsitzende. „Man hat immer wieder mit tragischen Schicksalsschlägen zu tun sowie mit Krankheit, Sucht, Tod und Rückschlägen.“ Auch Kathrin Scherz hatte ein Drogenproblem, das sie schlussendlich bekämpfen konnte: „Ich bin stabil, bin weg von den Benzodiazepinen und brauche nur noch Morphin.“ Mittlerweile arbeite sie als Kassiererin und ziehe bald zu ihrem Verlobten. „Ich kann nur jedem empfehlen: Holt euch Hilfe, wenn ihr nicht mehr könnt!“

„Bitte nicht wegschauen“

Hilfe beim SWS suchte vor gut zwei Jahren auch Sepp Hofer (Name redaktionell geändert). Er lebte mit seiner Lebensgefährtin im Altenheim, wo er sich um sie kümmerte und auch vor Ort mithalf. Als seine Frau dann verstarb, musste er raus. „Kurz vor dem Begräbnis bin ich im SWS eingezogen“, so Hofer. Doch das sei nicht sein erster Kontakt gewesen. Schon vor Jahren führte ihn sein Weg zur Notschlafstelle, als er seine Arbeit verlor, kein Einkommen mehr hatte und bevor er seine Frau kennenlernte. Hofer erlitt viele Schicksalsschläge in den vergangenen Jahren – auch gesundheitlich. „Er hat Nierenkrebs und darf ohne Zeitlimit bei uns im Wohnhaus bleiben“, so Reichhold. Wenn es die Gesundheit zulässt, besucht Hofer Bewohner im Altenheim oder spielt mit ihnen Karten: „Ich unterstütze andere Menschen gerne, das tut mir selbst gut.“

Und was sowohl Hofer als auch Scherz wichtig ist: „Bitte nicht wegschauen und den Menschen auf der Straße helfen“, so Scherz. „Obdachlosigkeit hat viele Gesichter, ist oft verdeckt und gibt es das ganze Jahr über und somit nicht nur an Weihnachten“, ergänzt die Geschäftsleitung.

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