Unglück in 7.000 Metern Höhe
Welser wird in Nepal zum Lebensretter
Es sollte eine Herausforderung werden, der sich der 37-jährige Welser und seine Gattin stellen wollten. Das Ziel war der „Berg der Seelen“ in Nepal. Doch in über 7.000 Metern die Katastrophe: Eine Lawine begräbt die Expedition vor ihnen. Patrick Hauser wird zum Lebensretter.
WELS, NEPAL. Hektik, Schreie, Chaos – Menschen sterben. In über 7.000 Metern bricht am Manaslu die Hölle aus. Mitten drin der Welser Patrick Hauser und seine Gattin Heike. Die BezirksRundSchau trifft den ehrenamtlichen Bergretter aus Wels.
Der 37-Jährige verschrieb sich neben seinem Studium dem Leichtathletik-Leistungssport und fuhr später bis 2015 Radrennen. "Ich war immer gerne in den Bergen unterwegs und wollte einfach zur Bergrettung", so Hauser. Über Sportfreunde kam er zur Ortsstelle der Bergrettung Wels, wo er alle notwendigen Kurse absolvierte, die ihm die Fähigkeiten verliehen, welche ihn nun in Nepal zum Lebensretter machten. "Ich liebe das Know-How, den Bergsport und die Natur – das ist mein Ausgleich", schwärmt der 37-Jährige.
Eine neue Herausforderung
"Machen wir gleich einen richtigen Berg", meinte Gattin Heike damals zu ihrem Mann. Nach einer erfolgreichen Expedition in Peru nahm man den Manaslu in Nepal, einen der höchsten Berge der Welt, als Herausforderung ins Visier. Im Hause Hauser bereitete man sich akribisch auf die Expedition vor: Ausrüstung, Wissen, aber auch den eigenen Körper. "Schon zwei Monate zuvor haben wir uns im Schlafzimmer ein Zelt aufgebaut, mit dem wir die Konditionen bis 7.000 Metern simulieren konnten", erklärt Hauser. So gelang die Aklimatisierung und half, Höhenkrankheiten vorzubeugen.
Expedition auf den Berg der Seelen
In Nepal angekommen formierte sich die Expedition. "Wir waren zwei Leiter, 6 Teilnehmer und 8 Sherpas", erklärt Patrick Hauser und weiter: "Diese Sherpas sind unglaublich – die leisten Unvorstellbares und sind übermenschlich zäh." Auf sie sei der größte Verlass gewesen, denn Rettungsdienst gibt es keinen. "Sie treten Wege in den Schnee und befestigen Seile sowie Sicherungen für die Expeditionsteilnehmer", so der Welser. Der Aufstieg erfolgte innerhalb drei Tage in drei Etappen – geschlafen wurde in Zelten.
Mitten im Chaos
Hauser schildert: "Die Wettersituation war zu unsicher – wir wollten kein Risiko eingehen und entschieden uns zu warten." Am nächsten Tag wollte man den Gipfelsturm wagen. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse: Eine Lawine begrub Expeditionsteilnehmer, die vor der Welser Gruppe waren. "Es war das reine Chaos – zur gleichen Zeit stürzte eine berühmte, amerikanische Bergsteigerin tödlich in den Abgrund." Patrick Hauser behielt einen klaren Kopf: "Da oben gab es nichts – keine medizinische Versorgung, keine Hilfe – nur das, was wir bei uns hatten", beschreibt er die Situation: "Wir versuchten die Lage zu sondieren." Drei schwerverletzte Sherpas wurden ins Lager gebracht. Hauser organisierte die Stabilisierung und leitete die Trauma-Versorgung ein: "Es waren Brüche, Verrenkungen und Innere Verletzungen dabei."
Lebensrettung in 7.000 Metern
"Ich habe geholfen wo ich konnte und stellte meine Ausrüstung zur Verfügung – andere waren nicht so hilfsbereit", erinnert sich der Welser. "Mir half meine Ausbildung – ich improvisierte, nahm Zeltstangen zum Schienen und achtete auf Lagerung, Wärmemanagement und Sauerstoffversorgung." Von den Sherpas spricht er ehrfürchtig:" Es waren schwere Verletzungen. Einer hatte ein ausgedrehtes Knie – keiner schrie oder gab sich auf." Durch Hausers Organisation wurden alle Verletzten durch die Nacht gebracht. Am nächsten Tag erlaubte ein kleines Zeitfenster den Abtransport mit Hubschrauber. "Mensch ist Mensch und ich hab nur geholfen", resümiert Patrick Hauser bescheiden: "Helden sind die Sherpas und der Hubschrauberpilot, der sein Leben riskierte". Trotzdem war es das Handeln des Welsers, dem die Sherpas ihr Leben verdanken. "Ich nehme das Ereignis trotzdem positiv mit – wir haben alle zusammengearbeitet, ich habe Hilfe in Not geleistet und konnte Menschen retten."
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