Sprachförderung Kindergarten
„Wir brauchen die Eltern als Unterstützung“
Um die Sprachförderungen der Kindergartenkinder weiter voranzutreiben, setzt die Stadt Wels neue Maßnahmen. Im Vordergrund stehe vor allem das Miteinbeziehen der Eltern.
WELS. „Eine der größten Herausforderungen für die Stadt Wels ist die Förderung der deutschen Sprache“, sagt Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ). Denn sowohl in den Kindergärten als auch in den Pflichtschulen seien „erhebliche Sprachdefizite“ festzustellen. Trotz der bereits bestehenden Sprachförderungen der Stadt sei laut Rabl noch immer „kein Licht am Ende des Tunnels“ zu erkennen.
Gerade die Pandemie habe hier auch ihr Übriges getan: „Der Lockdown hat Spuren und Defizite hinterlassen, vor allem im sozialen Verhalten als auch in der Sprachkompetenz“, sagt Generationen-Stadträtin Margarete Josseck-Herdt (FPÖ). Gerade die fehlende Präsenzzeit habe hier zu weiteren Verschärfungen bei der Sprachförderung geführt. Rückschritte im Bereich Wortschatz und Satzbau seien bereits erkennbar, hieß es.
Fremdsprache wird zu Hause bevorzugt
Neben den Förderungen in den Kindergärten sei es aber auch wichtig, welche Sprache die Eltern mit den Kindern im privaten Umfeld sprechen. Aufgrund dessen habe die Stadt Wels eine Umfrage in Auftrag gegeben, um zu evaluieren, welche Sprache zu Hause und welche bei der Abholung der Kinder genutzt werde: 51 Prozent sprechen zu Hause eine Fremdsprache und nur 33 Prozent Deutsch. Bei der Abholung sehe es etwas besser aus, denn hier nutzen 48 Prozent die deutsche Sprache und 31 Prozent eine Fremdsprache.
Austauschtreffen mit Eltern
Zur Sprachförderung wäre aber gerade die Kommunikation in deutscher Sprache auch im privaten Umfeld wichtig. Dies scheitere aber oft an den „fehlenden Deutschkompetenzen der Eltern“, so die Stadträtin. Um dem entgegenzuwirken, soll es nun Maßnahmen zur vermehrten Einbindung der Eltern geben. Ein erster Schritt solle über die Kulturvereine geschehen: Hierfür findet bereits am Samstag, 22. Juni, im Stadttheater Greif ein Austauschtreffen mit den Vereinen, Eltern und Sprachpädagogen statt.
Wochenendbox
Außerdem startet ein neues „Pilotprojekt“ in den Kindergärten: die Wochenendbox. In dieser befinden sich Spiel- und Beschäftigungsmaterial, Gedichte, Fingerspiele sowie Lieder und ein selbst gewähltes Bilderbuch. Der Inhalt werde jeweils an den Wissensstand des Kindes angepasst und soll die Erziehungsberechtigten dazu motivieren, „Qualitätszeit mit den Kindern zu verbringen“: „Wir brauchen die Eltern als Unterstützung“, so Rabl und fügt hinzu: „Denn das Bewusstsein zum Erlernen der deutschen Sprache fehlt im Kindergarten oft.“ Und auch Josseck-Herdt betont, dass viele Eltern die Einstellung haben würden, dass der Kindergarten nur zum Spielen da sei und die Kinder Deutsch dann „eh in der Volksschule lernen würden“.
Ziel sei es es durch die Maßnahmen, dass die Kindergartenkinder „gut gerüstet in die Volksschule starten können“. Zusätzlich fordere der Bürgermeister erneut ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr für alle Kinder, „die noch nicht ausreichend Deutsch sprechen“ würden.
Kritik der SPÖ
Die Elternarbeit in Zukunft zu verstärken, sei laut Stadtrat Klaus Schinninger (SPÖ) ein richtiger Ansatz. Trotz allem fordere die SPÖ eine Ausweitung auf die Pflichtschulen. Denn die Sprachkompetenz der Schulanfänger sei nach wie vor in vielen Fällen mangelhaft und würde laut dem Stadtrat nicht nur die Kinder mit Migrationshintergrund betreffen.
Kritik der Grünen
Laut den Grünen Wels solle die Verantwortung nicht alleine auf die Eltern abgeschoben werden. Diese können zwar einen wichtigen Beitrag leisten, aber dafür brauche es Unterstützungsangebote, wie den eingesparten Kurs „Mama lernt Deutsch“, hieß es. „Wir fordern mehr Krabbelstuben- und Kindergartenplätze und den Ausbau der Sprachförderung in Kindergarten und Volksschule“, sagt Stefanie Rumersdorfer, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Welser Gemeinderat und fügt hinzu: „Das Sprachförderprogramm brachte leichte Verbesserungen, sollte aber ausgebaut und in der Volksschule weitergeführt werden, wie auch von den Kindergartenpädagogen im Evaluierungsbericht angeregt.“
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