Sellrain ein halbes Jahr nach der Katastrophe

Foto: Land Tirol/Walser
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Vor genau einem halben Jahr haben massive Regenfälle in Sellrain zu Vermurungen, Überschwemmungen und Zerstörungen an Häusern, Straßen, Fluss- und Schutzbauten sowie an Feldern geführt haben. „Nur sechs Monate nach der Katastrophe können wir sagen, dass die Infrastruktur innerhalb kürzester Zeit wieder aufgebaut wurde und die Sicherheit nach menschlichem Ermessen wieder gewährleistet ist“, dankt LHStv Josef Geisler allen Beteiligten für den enormen Einsatz.

12,25 Millionen Euro

... beträgt der Gesamtaufwand für die Sanierung der Hochwasserschäden an der L 13 Sellraintalstraße und an der Melach. Ein Großteil der Arbeiten ist abgeschlossen. Besonders stolz ist Geisler, dass die teils komplett zerstörte L 13 Sellraintalstraße nach lediglich sechs Wochen wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte. „Was noch fehlt, ist die neue Galerie Tafelweg, die im Sommer 2016 fertig sein soll“, so Geisler. Diese wird 84 Meter lang und kostet rund 2,5 Millionen Euro.
Auch im Wasserbau wurde auf Hochtouren gearbeitet. Fast im gesamten Verlauf der Melach wurden Maßnahmen gesetzt, die für die Zukunft mehr Sicherheit bringen. „Das Hochwasser hat uns gezeigt, dass die Melach bei einer Sohlbreite von 14 bis 15 Metern in der Lage ist, Wasser und Geschiebe aus eigener Kraft abzutransportieren“, erklärt LHStv Geisler. Grundsätzliches Ziel bei den Sanierungsarbeiten war deshalb die Aufweitung der Sohle auf diese Breite.

Landeskulturfonds ermöglicht Schutzbauten

Die Murenkatastrophe und die Schadensbehebung haben zu einer Störung der Grundstücksstruktur geführt. Alleine für die Bau- und Schutzmaßnahmen entlang der Melach wurden zusätzlich ca. 22.000 m² Privatgrund benötigt, die zukünftig dazu beitragen werden, auftretende Hochwässer schadlos ableiten zu können.
„Um die negativen Auswirkungen diese Maßnahmen auf die Grundstücks- und Agrarstruktur abzufedern, werden wir in der Gemeinde Sellrain ein Grundzusammenlegungsverfahren durchführen“, kündigt LHStv Josef Geisler an. Der Landeskulturfonds (LKF) erwirbt in der Gemeinde Sellrain 50.000 m² Grund. Die Flächen stehen als Tausch- und Ersatzflächen zur Verfügung. „Der LKF leistet damit einen wesentlichen Beitrag für die Verwirklichung von Infrastrukturmaßnahmen im öffentlichen Interesse und für die Verbesserung der Agrarstruktur“, betont Geisler.

Lob vom Bürgermeister

Volle Unterstützung für die Grundzusammenlegung gibt es von Bgm Nobert Jordan: „Der Verzweiflung unmittelbar nach der Katastrophe sind bald Mut und Zuversicht gefolgt. Nicht zuletzt deshalb, weil die Aufräumarbeiten und die Instandsetzungsmaßnahmen so schnell und professionell erfolgt sind. Die geplante Grundzusammenlegung eröffnet unserer Gemeinde nunmehr sogar neue Möglichkeiten.“ Im Zuge der Grundzusammenlegung und der landwirtschaftlichen Erschließung ist etwa die Errichtung eines Uferbegleitweges entlang der Melach vom Gemeindeamt in Sellrain bis nach Gries angedacht. Dieser soll touristisch genutzt werden, im Bedarfsfall aber auch als Notweg für Einsatzfahrzeuge zur Verfügung stehen.

Neueinteilung der Grundstücke

549 Grundstücke von 145 betroffenen GrundstückseigentümerInnen auf einer Gesamtfläche von 122 Hektar in Sellrain und Gries umfasst die geplante Neueinteilung der Grundstücke, weiß Alois Walser von der Abteilung Bodenordnung. Die Ziele sind klar: Wiederherstellung einer funktionierenden Agrarstruktur sowie Ausgleich für Flächenverluste und Grundaufbringung für Schutzbauten. Grund braucht beispielsweise auch die Wildbach- und Lawinenverbauung. Für das bereits errichtete neue Geschieberückhaltebecken am Seigesbach benötigte man eine Fläche von rund 10.000 m².

Neues Geschiebebecken fasst 60.000 Kubikmeter

Endgültig fertiggestellt wird das neue Geschiebebecken am Seigesbach im Jahr 2017. „Die Schutzwirkung ist aber jetzt schon gegebenen“, berichtet Siegfried Sauermoser, Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung. Circa 60.000 m3 Geschiebe können im neuen Becken zurückgehalten werden. Am Bodnerbach wurde bereits eine Holzsperrenstaffelung errichtet. Die Gesamtkosten der Schutzbaumaßnahmen an den Wildbächen betragen 1,8 Millionen Euro. Davon tragen der Bund 55, das Land 35 und die Gemeinde zehn Prozent.

Brennpunkt Schluchtstrecke

An der L 13 Sellraintalstraße ist ein halbes Jahr danach von der Katastrophe nichts mehr zu sehen. „Und das obwohl die Straße an 15 Stellen und auf einer Gesamtlänge von 330 Metern ganz oder teilweise weggespült wurde und die unterspülten Bohrpfähle an der Herrgottschrofengalerie, der Ludererkurvengalerie und der Wurmtalgalerie mit massiven Wasserbausteinen und Betonplomben abgesichert werden mussten“, verweist der Leiter des Baubezirksamtes Innsbruck, Werner Huber, auf die gewaltige Leistung aller Beteiligten. Dämme und Steinschlagnetze wurden ebenso neu errichtet wie zwei Brücken und mehrere Geschieberauffangbecken. Besonders stolz ist Huber, dass 10.000 m3 Murmaterial vor Ort gebrochen und im Straßenbau verwertet wurden.
Die Schluchtstrecke der Melach zwischen Sellrain und Kematen war auch für den Wasserbau ein Brennpunkt. Wo immer es möglich war, wurde das Bachbett aufgeweitet, Böschungen und Uferbereiche wurden gesichert und in das Bachbett ragende Felsnasen entfernt. Zwei Drittel der notwendigen wasserbaulichen Arbeiten sind bereits erledigt.

Rekultivierung annähernd abgeschlossen

Beinahe zur Gänze abgeschlossen sind die Rekultivierungsarbeiten. Insgesamt 19 Hektar landwirtschaftliche Flächen, davon rund ein Viertel Steilwiesen, wurden durch die Unwetterkatastrophe stark beeinträchtigt. Auf insgesamt 57 Schadensflächen mussten die obersten zwei Bodenschichten wieder neu aufgebaut werden.

Gelungene Zusammenarbeit

„Am Beispiel Sellrain zeigt sich, dass eine rasche Beseitigung der Katastrophenschäden, eine zügige Wiederherstellung der Infrastruktur und ein nachhaltiger Schutz vor Naturgefahren sowie eine dauerhafte Verbesserung der Agrarstruktur möglich sind, wenn Straßenbau, Wasserwirtschaft, Wildbach- und Lawinenverbauung sowie Bodenordnung, Landeskulturfonds und Gemeinde eng zusammenarbeiten“, sieht LHStv Josef Geisler ein Paradebeispiel für eine gelungene Kooperation.

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