Hugo Nindl
Axamer Ski-Legende feiert den 80er

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Der ehemalige Ski-Star und zweifache Profi-Weltmeister Hugo Nindl feiert bei bester Gesundheit seinen 80. Geburtstag!

Wo trifft man einen Jubilar, der seinen 80. Geburtstag feiert, zum Gespräch? Gut - man muss die Frage etwas erweitern: Wo trifft man einen Jubilar, der in Axams seinen 80. Geburtstag feiert und als eine der österreichischen Ski-Legenden Einzug in die Sport-Geschichtsbücher gehalten hat? Richtig: In der Axamer Lizum – und nochmals genauer: In der Skirennschule „Olympic“ mit Stützpunkt im Olympiaskigebiet. Das „Racing Camp“ wird von seinem Sohn Oliver als Direktor geführt – und der Jubilar ist als Gründer und Senior Präsident jeden Tag präsent.

Hugo Nindl mit Sohn Oliver – in ihrer Rennschule werden zahlreiche Talente ausgebildet. | Foto: privat
  • Hugo Nindl mit Sohn Oliver – in ihrer Rennschule werden zahlreiche Talente ausgebildet.
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„Wilder Hund“

"Er war einer jener wilden Hunde, die das Österreichische Ski-Nationalteam in den 60er- und frühen 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts prägten". So steht es in einer Biografie geschrieben. Als eines von vier Kindern einer alleinerziehenden Mutter in Axams geboren, zogen die verschneiten Axamer Hänge den verwegenen Burschen stets an. Dort hinunterzubrettern war das Ziel, wiewohl das „Material“ wie damals vielfach üblich nicht viel hergab.

Abgesägte Militärski

… mit versetzter Bindung – die Erinnerung daran entlockt Hugo Nindl noch heute ein herzhaftes Lachen. Das Training mit den „Brettern“ verlief dennoch intensiv. Ski mit Stahlkanten waren die Belohnung – und als er nach der Volksschule eine Friseurlehre begann, standen bereits zahlreiche Pokale für Siege in Jugendrennen im Schrank. Der Draufgänger aus Axams fand alsbald Aufnahme in den Notizbüchern der Talente-Scouts. Der Weg schien vorgezeichnet. Einen ersten Höhepunkt gab es im Jahr 1960, in dem Hugo Nindl ins österreichische Ski-Nationalteam berufen wurde und erstmals bei den Hahnenkammrennen in Kitzbühel im Einsatz war. Juniorenstaatsmeistertitel folgten. 1963 empfahl sich Hugo Nindl mit einem dritten Platz in Wengen sowie einem zweiten Rang in Kitzbühel nachdrücklich für höchste Aufgaben.

Rückschläge

Die „Heim-Olympiade“ mit Rennstützpunkten in der Axamer Lizum stand vor der Tür. Ein Großereignis, für das der Lokalmatador gewappnet schien. 14 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele kam Hugo Nindl im Training für die Abfahrt in St. Moritz zu Sturz – ein gebrochenes Bein beendete die Träume vom olympischen Lorbeer in der Heimat.
Ein Beinbruch im denkbar ungünstigsten Moment schien nicht das Ende einer großen Karriere zu sein. Von 1965 bis 1967 holte sich der Axamer jeweils den Staatsmeistertitel in der Dreifachkombination, was ihn als perfekten Skifahrer auswies. Die nächste Olympiade in Grenoble stand 1968 vor der Tür – und das Schicksal wiederholte sich. Unmittelbar vor dem alle vier Jahre stattfindenden Gipfeltreffen der internationalen Sportwelt beendete ein gebrochenes Schienbein die Olympiaträume. Der Verlust aller FIS-Punkte hätte einen „Neubeginn bei Null“ bedeutet. Hugo Nindl zog die Konsequenzen und verkündete seinen Abschied aus dem Nationalteam.

Nie aufgeben

So lautete die Devise – und der Zufall führte Regie. „Ich habe nach der aktiven Zeit als Verkäufer in der Skiabteilung des Kaufhaus Tyrol in Innsbruck gearbeitet. Dort traf ich Bob Beattie, den ehemaligen Chefcoach des amerikanischen Skiteams.“ Der Fachsimpelei folgte ein konkretes Angebot. Bob Beattie befand sich im Aufbau einer Rennserie für Professionals – zur damaligen Zeit gab es eine strenge Trennung von Amateur- und Profisportlern. Hugo Nindl ließ sich von der Idee einer World Pro Skitour auf Anhieb begeistern. Es folgte „das härteste Training meines Lebens“ – und die Übersiedelung nach Amerika machte sich in jeder Hinsicht bezahlt.

Profi-Weltmeister

1972 schrieb der Axamer Profi-Skirennläufer mit dem ersten Weltmeistertitel Sportgeschichte. 1974 ließ er als Triumphator einer 14 Rennen umfassenden Serie den zweiten World-Champion-Titel der Professionals folgen und hielt damit endgültig Einzug in die Hall of Fame der World Pro Tour. Alle Bewerbe dieser Serie wurden als Parallelrennen ausgetragen – im Kampf "Mann gegen Mann" war Hugo Nindl in seinem Element.

Bürgermeisterliche Weisung

Der endgültige Umzug nach Amerika stand bevor, zu dem ihn auch seine ehemaligen Tiroler Ski-Rennlaufkollegen Anderl Molterer und Pepi Gramshammer ermunterten. Der Aufbau einer Ski-Rennschule stand bevor. Demgegenüber stand der damalige Axamer Bürgermeister Walter Töpfer. „Jedesmal, wenn ich am Flughafen angekommen bin, hat er mich dort abgeholt. Für ihn stand fest, dass ich in Axams bleiben sollte. Er hat dann auch ein Grundstück für ein Haus gesucht – und letzten Endes habe ich mich entschlossen, doch in Axams zu bleiben.“
Die Idee einer privaten Rennläuferausbildung brachte Hugo Nindl allerdings aus Amerika mit. Mit der Gründung der Austria Racing Camps blieb er nicht nur dem Skirennsport treu, sondern gab seine Erfahrungen als Spitzensportler an Talente weiter, die auf den Spuren erfolgreicher Vorbilder wandeln wollten. Auch in dieser Funktion feierte Nindl beträchtliche Erfolge. Aus der Liste jener, die für Furore sorgen sollten, sei an dieser Stelle nur Mikaela Shiffrin erwähnt, die in der Nindl’schen Talenteschmiede das Rüstzeug für eine internationale Karriere, die ihresgleichen sucht, erhalten hat.

Immer viel Spaß

Wer jetzt in dieser Reportage eine Aufzählung von privaten Erlebnissen vermisst, muss enttäuscht werden. Dies, obwohl da und dort Bildmaterial sogar mit Kalibern vom Schlage eines Arnold Schwarzenegger zu finden ist. Hugo Nindl gibt sich diesbezüglich diplomatisch: „Ich hatte immer viel Spaß.“ Nachsatz: „Manchmal auch zu viel Spaß …!“ Mit Phrasen wie „Was wäre gewesen, wenn …“ hat er sich zu keiner Zeit aufgehalten. „Natürlich war es bitter, jedesmal vor den Olympischen Spielen Verletzungen zu erleiden. Das Pech, das ich damals hatte, ist vergessen. Dafür darf ich auf unzählige schöne und glückliche Momente zurückblicken – hoffentlich noch für eine lange Zeit.“

Gratulation

Wer mehr über Hugo Nindl wissen möchte, findet ihn in der Skirennschule in der Axamer Lizum. Einzuplanen wäre vielleicht eine mitunter längere Wartezeit, wenn der Jubilar, der am 3. März seinen 80. Geburtstag feiert, gerade auf der Skipiste ist …

www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge

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