Der Eispanzer als Frostschutz für die Blüten

Für jeden Minusgrad wird ein Millimeter mehr Eis aufgebaut, um Blüten und Triebe zu schützen.
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  • Für jeden Minusgrad wird ein Millimeter mehr Eis aufgebaut, um Blüten und Triebe zu schützen.
  • hochgeladen von Manfred Hassl

Der Kälteeinbruch im April beschert den Fotografen in den frühen Morgenstunden einen Festtag, Obstbauern, Gärtnern und allen, die Bäume und winterharte Freilandpflanzen in Blüte oder mit frischen Trieben haben, aber tiefe Sorgenfalten. Das Michlfeld zwischen Kematen und Völs ist erwiesenermaßen der "Kältepol" im Gebiet. Beim Lokalaugenschein am frühen Donnerstagmorgen zeigt das Thermometer beim Blumenpark Seidemann minus 4,9 Grad Celsius. Ebenso wie bei Obstbauer Gustav Hacket und der Familie Raitmair, die in unmittelbarer Nachbarschaft in Richtung Kematen ihre Plantagen betreiben, kommt hier modernste Technik ins Spiel. Laienhaft ausgedrückt: Die Blüten werden in den Nachtstunden permanent bewässert. Das Eis bildet einen "Frostschutzpanzer" um die Blüten und schützt diese vor dem Erfrieren.
Wer ganz genau wissen will, wie es funktioniert, sollte hier weiterlesen. Bio-Gärtner Erwin Seidemann beschreibt das Verfahren im Detail:

Ein Millimeter Eis pro Minusgrad

Die Temperartur wird mittels einer computergesteuerten Wetterstation am kältesten Punkt im Betrieb kontrolliert. Zwischen minus 0,3 und 0,5 Grad schalten sich die angeschlossenen Regner automatisch ein. Ab diesem Zeitpunkt baut sich ein dünner Eisfilm auf. Es genügt aber nicht, nur eine Stunde lang zu beregnen. Es muss die ganze Nacht lang ein künstlicher Regen erzeugt werden. Mit jedem Minusgrad, das dazukommt, braucht es einen Millimeter mehr Eisschicht. Dieses Verfahren kann maximal bis minus sieben oder acht Grad durchgeführt werden. Hätte es minus 20 Grad, so kann man noch soviel Eis draufpacken – die Pflanze würde abbrechen oder unter dem Eis ersticken. Die 5 bis 6 Millimeter dicke Eisschicht wärmt sozusagen und hält die Pflanzen frostfrei. An Stellen, wo der künstliche Regen nicht hinkommt, gibt es arge Frostschäden.

Natürlicher Eisabbau

Die Narbe der Blüte ist die gefährdetste, weil feuchteste Stelle. Wenn die Narbe friert, friert auch die Blüte – darum muss diese besonders geschützt werden. Auch junge Triebe sind noch zu schwach, um diesem Frost standzuhalten.
Wichtig ist auch, dass die Eisschicht auf natürlichem Weg abtaut. Keinesfalls dürfen die Pflanzen abgeklopft oder auf andere Art befreit werden. Es muss alles seinen natürlichen Weg gehen.

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