Auf der Wieden
"Das Wichtigste als Sozialbegleiterin ist, zuzuhören"
Der 10. Oktober ist der Welttag für psychische Gesundheit. Anlass für einen Besuch bei Sieglinde Picha, die auf freiwilliger Basis als Sozialbegleiterin bei pro mente tätig ist.
WIEN/WIEDEN. Sieglinde Picha war schon immer ein fürsorglicher Mensch. Nachdem ihre beiden Kinder groß genug waren, um ihr eigenes Leben zu beginnen, war es für sie der logische nächste Schritt, sich nach einer neuen Möglichkeit, anderen Menschen zu helfen, umzuschauen. "Ich wollte jemandem etwas Gutes tun und bin deswegen auf die Freiwilligenmesse gegangen", erinnert sich Picha. "Ich habe mich für mehrere Aktivitäten angemeldet und kurz darauf als Sozialbegleiterin bei pro mente angefangen."
Seit acht bis neun Jahren unterstützt sie nun im Rahmen ihrer Tätigkeit psychisch kranke Menschen in ihrem Alltag. Zusätzlich geht sie ihrer Vollzeitarbeit als Außendienstmitarbeiterin eines Magistratsamtes nach.
"In erster Linie brauchen die Menschen jemanden, der ihnen zuhört. Je nachdem, welches Krankheitsbild vorhanden ist, leben ihre Familienmitglieder jeden Tag mit den betroffenen Personen und haben somit ein anderes Verhältnis zu ihnen. Für sie ist das vielleicht schon nervig, für mich als Begleitung nicht", erklärt Picha, warum ihre freiwillige Tätigkeit so wichtig ist. "Ich gebe ihnen keine Tipps, außer sie fragen mich explizit danach. Das Wichtigste als Sozialbegleiterin ist es, zuzuhören."
Soziale Angststörung
In den acht bis neun Jahren, die Picha schon als Sozialbegleiterin tätig ist, hat sie unterschiedliche Klienten mit verschiedenen Krankheitsbildern betreut, zuletzt eine Mutter von zwei Kindern, die unter Agoraphobie, einer sozialen Angststörung, litt. "Sie konnte ihre Wohnung nicht verlassen. Erledigungen waren aufgrund ihrer sozialen Ängste nur in Begleitung möglich", erzählt Picha.
Schon ein Blick aus dem Fenster war für die Klientin eine Herausforderung. "Mein Vorgänger hatte es bereits geschafft, dass er sie nicht mehr von der Wohnung abholen musste, sondern dass sie sich an einem Ort in der Nähe treffen konnten. Über einen gewissen Zeitraum hinweg haben wir diesen Treffpunkt immer weiter weg von ihrem Zuhause verlegt", so die Sozialbegleiterin.
Ein offenes Ohr und Ermutigungen
Im Laufe der Monate halfen Pichas verlässliche Präsenz, ihr offenes Ohr und ihre Ermutigungen der Klientin dabei, ihr Selbstwertgefühl wiederzuerlangen. "Mit der Zeit hat sie es nicht nur geschafft, Erledigungen wie Einkäufe oder den Weg zur nächsten Postfiliale alleine zu bewältigen. Sie konnte irgendwann auch ihren Bruder im 21. Bezirk besuchen und sogar ihren Sohn in Schwechat. Zuletzt war sie im Sommer öfters am Neufelder See", lächelt Picha. "Das ist dann für mich schön, zu sehen."
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