Robert Fischer
Auf der Wieden kehrt ein Engel in Orange

  • Der agile 64-Jährige wird von den Anrainern verehrt.
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Seit fast 20 Jahren arbeitet Robert Fischer schon für die MA 48. Seine Lebensgeschichte ließt sich  jedenfalls wie ein Hollywood Drehbuch.

WIEN/WIEDEN. Jeden Tag läutet um vier Uhr in der Früh der Wecker von Robert Fischer. Wenn die meisten noch in Träumen versunken ihr Bett hüten, macht sich der 64-Jährige an die Arbeit, damit wir jeden Tag saubere Straßen vorfinden.

„Seit 2003 bin ich jetzt schon als Straßenkehrer unterwegs“, erzählt Fischer. Seine Leidenschaft besaß er schon in seiner Kindheit: „Für mich gab es immer nur zwei Möglichkeiten entweder Straßenkehrer oder Tierpfleger." Aufgewachsen ist er im Stuwerviertel "bei den ganzen Strizzis" wie er erzählt. Nun wohnt er in der Landstraße und kehrt jeden Tag auf den Straßen der Wieden. "I bin a echta Weaner", verspricht der 64-Jährige.

Zu seinem Job ist Fischer vor 18 Jahren jedoch durch eine schwere persönliche Krise gekommen. "Ich war alkoholkrank und auf Entzug und als ich mir gedacht habe, dass es so nicht weitergehen kann und ich irgendwas Gscheites machen muss.“ Folglich beschließt er seinem Berufswunsch nachzugehen, doch zur MA 48 schafft er es erst auf kuriose Weise.

Häupl ebnet den Weg

"Ich habe bei einer Wahlveranstaltung den späteren Wiener Bürgermeister Michael Häupl getroffen und ihn gefragt ob ich vielleicht einen Job als Straßenkehrer haben kann“, erzählt der Saubermacher des Grätzels. Und siehe da wenige Wochen danach wird Fischer in die Zentrale geladen und ihm ein Job als Taglöhner angeboten. Bereits damit wurde Fischer ein großer Wunsch erfüllt, noch mehr sehnte er sich jedoch nach einer fixen Anstellung bei der MA 48.

Zivilcourage bringt Job

"Als ich eines Tages meine Route gegangen bin, ist vor mir eine Dame hingefallen und hat sich verletzt. Gemeinsam mit zwei Kollegen habe ich dann die Rettung gerufen und gewartet bis sie gekommen ist", erzählt Fischer. Die Dame möchte dem 64-Jährigen zum Dank einen Geldschein zustecken doch dieser wehrt ab. "Wir sind dann in die Zentrale geladen worden und man hat uns gedankt und belohnt. Meine beiden Kollegen haben sich Gehaltserhöhungen gewünscht - was nicht möglich war - aber ich wollte einfach nur eine fixe Anstellung."

Und tatsächlich Fischers Wunsch wird erfüllt und er darf von nun an täglich für die MA 48 die "5er Strecke" gehen, wie er erzählt. Nun naht jedoch seine Pensionierung - zum Leidwesen der Anrainer. Als "fleißigsten Saubermacher des Grätzels" bezeichnet eine Bewohnerin den 64-Jährigen.

Pension steht an

"Am 1. September 2022 ist es soweit. Dann gehe ich in Pension", erzählt Fischer. So hat er dann endlich Zeit sich seiner zweiten Leidenschaft hinzugeben: den Tieren. "Ich werde viel mit dem Hund meiner Bekannten spazieren gehen und sicher auch meine Kollegen besuchen", erzählt er seine Zukunftspläne.

Durch Fischers Pensionierung nächstes Jahr wird die Wieden einen ihrer eifrigsten Saubermacher verlieren. Doch er möchte auch in Zukunft weitermachen: "Ich werde mich erkundigen ob es eine Möglichkeit gibt als Taglöhner weiterzuarbeiten", verspricht er. Denn für Fischer, den Engel in Orange, ist das Straßenkehren kein Beruf sondern Berufung. Und Engel gehen sowieso niemals in Pension.

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