Caritas Beratungszentrum am Wiedner Gürtel eröffnet
Sämtliche Beratungsangebote sind nun unter einem Dach vereint. Am Freitag wurde das siebenstöckige Haus im vierten Bezirk feierlich eröffnet. Der Tenor der Veranstaltung: Man müsse die Armut bekämpfen, nicht die betroffenen Menschen.
WIEDEN. Jeder, der sich darüber auslasse, dass Menschen "in der sozialen Hängematte liegen" würden, hätte von der Realität keine Ahnung, so Caritas Präsident Michael Landau bei der feierlichen Eröffnung des Caritas Beratungszentrums am Wiedner Gürtel 10. Dort sollen ab sofort alle jene Unterstützung finden, die von akuten Notlagen betroffen sind. Seien es alleinerziehende Frauen, Menschen die arbeits- oder wohnungslos sind, Kinder die Unterstützung beim Lernen brauchen und viele andere. Denn im ehemaligen Haus der Wiener Zeitung, in dem schon seit dem Jahr 2015 ein Tageszentrum für obdachlose Menschen eingerichtet ist, sind nun sämtliche Beratungsangebote der Caritas Wien unter einem Dach zusammen gefasst. Am Freitag wurde das siebenstöckige Haus im Beisein vieler Interessierter von Michael Landau, Sozialstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) und Wiedner Bezirksvizin Lea Habwidl (SPÖ) eröffnet.
"Dieses Haus ist ein weiterer Knoten im sozialen Netz dieser Stadt", so Stadträtin Frauenberger in ihrer Eröffnungsrede. Dabei sei der Standort des Hauses am Wiedner Gürtel ein wichtiges Zeichen: "Wir wollen die soziale Arbeit nicht in die Peripherie verlagern, sondern im Zentrum haben." Einig war sie sich mit Caritas Präsident Landau vor allem darin, dass "Armut bekämpft werden muss - aber nicht die von Armut betroffenen Menschen." Deshalb sei auch die Beratung auf "Augenhöhe", die im Caritas Haus geleistet werde, so wichtig, um Menschen "vom Rand der Gesellschaft zurück in die Mitte zu holen", wie Landau die Aufgabe des Zentrums beschreibt. Denn: Von Armut betroffene Menschen dürften nicht in die Rolle von Bittstellern gedrängt werden. Und während Stadträtin Frauenberger selbst den einen oder anderen Wahlkampfton anschlug - Stichwort: Wiener Mindestsicherung - machte Landau kein Geheimnis daraus, dass ihn so manche im Wahlkampf getätigte Aussagen empören würden.
16.297 Beratungsgespräche
"Wenn da immer wieder von 'Sozialschmarotzern' die Rede ist - diese Menschen suchen nach Arbeit wie nach einem Bissen Brot. Aber sie finden nichts." Deshalb plädiere er dafür, die Worte zu mäßigen, den Diskurs zu verändern. Der Stadt Wien und dem vierten Bezirk sei in diesem Zusammenhang zu danken, denn "Orte wie dieser sind ein gesellschaftliches Bekenntnis zum sozialen Zusammenhalt und zur Solidarität." Denn auch in einer Stadt wie Wien, sei Armut ein Teil der Realität und dieser müsse man begegnen. Das spiegeln auch die Zahlen wieder: Alleine im Zeitraum von November 2016 bis August 2017 wurden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas 16.297 Beratungsgespräche geführt. „Zu uns kommen Menschen, die ihre laufenden Kosten nicht mehr decken können. Männer und Frauen, die mit Problemen rund um die Themen Wohnen, Heizen und Energie konfrontiert sind. Wir versuchen, ihnen in der konkreten Situation zu helfen und sie darüber hinaus auch nachhaltig zu beraten. Das Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten", so Harold Naaijer, Leiter der Einrichtung.
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