Die Tricks der Taschendiebe
Ob alleine oder in der Gruppe: Taschendiebe haben zahlreiche Methoden, um ihre Opfer zu bestehlen, warnt die Wiener Polizei.
WIEN. Es ist Hochsaison für Taschendiebe, denn besonders Touristen achten nur wenig auf ihre Wertsachen. Seit 2009 hat die Wiener Polizei eine eigene Arbeitsgemeinschaft für Taschendiebstahl. Derzeit sind neun Beamte im Dienst, wobei die Aufklärungsquote in den vergangenen drei Jahren auf sieben Prozent gestiegen ist. Das mag nach wenig klingen, ist laut Norbert Kappel, dem Leiter der Einsatzgruppe, aber ein europäischer Spitzenwert.
1.000 Euro pro Tag gestohlen
„Täter nutzen Unachtsamkeit aus, sie versuchen Körperkontakt herzustellen“, erklärt Kappel. Taschendiebe sind meist in Gruppen unterwegs, sehr professionelle Täter arbeiten aber auch alleine. Ein Dieb kann dabei 1.000 Euro am Tag erwirtschaften.
Die Methoden der Diebe sind dabei vielfältig. So ist der Jackentrick in der U-Bahn bei Tätern, die alleine arbeiten, besonders beliebt. Der Täter steht dabei mit dem Rücken zum Opfer, legt seine Jacke über die Tasche und greift unbemerkt hinein. Viele Diebe nutzen auch die Übermüdung oder Trunkenheit von Fahrgästen der Nacht-U-Bahn aus.
In den öffentlichen Verkehrsmitteln ist es generell ratsam, den Rucksack vom Rücken zu nehmen, rät Bernhard Pogotz von der Arbeitsgruppe. Auch sollte darauf verzichtet werden, Wertsachen wie Handy oder Geldbörse im sichtbaren Außenfach zu verstauen, denn der Abdruck verrät einem Dieb sofort, wo es etwas zu stehlen gibt.
Minderjährige zum Stehlen gezwungen
Einen besonders großen Erfolg konnte die Einsatzgruppe bei einer bosnisch-kroatischen Tätergruppe verbuchen. Hinterleute schickten junge Mädchen, die meist jünger als 14 Jahre waren, in europäische Großstädte. In der Hochblüte waren bis zu 15 Mädchen gleichzeitig zum Stehlen in Wien unterwegs.
Besonders schwer wog die Tatsache, dass hier noch Menschenhandel hinzu kam. Ein Mädchen wurde von Paris aus mit dem Flugzeug nach Wien geschickt. Ihr wurde gesagt, sobald sie genügend gestohlen hätte, könnte sie wieder zurück.
2014 konnten 900 Diebstähle aufgeklärt und zwei Hintermänner rechtskräftig verurteilt werden. „2018 haben sie es noch einmal mit zwei Mädchen versucht, seither war nichts mehr“, sagt Herbert Gründl von der ARGE.
Vorsicht beim Bankbesuch
Seit einigen Jahren gibt es auch vermehrt Taschendiebstähle nach einem Bankbesuch. Dabei beobachtet ein Täter die meist älteren, weiblichen Opfer bei der Abhebung im Foyer oder am Schalter. Der Taschendieb schlägt nicht sofort zu, sondern verfolgt mit seinen Komplizen das Opfer. Während ein Täter das Opfer ablenkt, greift der andere zu. Durchschnittlich beträgt die Schadenssumme 3.000 Euro, in einem Fall waren es sogar 45.000 Euro.
Um sich gegen Diebstähle zu schützen, rät Norbert Kappel vor allem, aufmerksam zu sein und sich nicht von seiner Umgebung ablenken zu lassen.
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