Flo: Vierzig Jahre Vintagemode im Freihausviertel
Vor 40 Jahren eröffnete Ingrid Raab mit ihre Boutique Flo das erste Vintagemodengeschäft in Wien.
WIEDEN. Es ist aus keinem Wien-Reiseführer wegzudenken und dient internationalen Stardesignern wie Karl Lagerfeld, Jean Paul Gaultier oder Stella Mc Cartney als Inspiration: Das Vintagemodengeschäft Flo in der Schleifmühlgasse. Prominente wie Kylie Minogue und Francesca Habsburg zählen ebenso wie Scouts großer Label und Kostümbildner von Film und Theater zu den Kunden des eleganten Ladens im Freihausviertel. "Die Promis erkenne ich aber selten, da sie meist ungeschminkt unterwegs sind", erklärt Inhaberin Ingrid Raab, die vor 40 Jahren mit der Eröffnung ihrer Vintageboutique Flo den Markt in Österreich pionierte. "Ich war damals Fernsehjournalistin beim ORF und habe für den Film "Die zweite Haut", in dem es um Kleidung ging, in Städten wie Mailand, Paris und London diese kleinen Boutiquen, in denen edle, nostalgische Mode angeboten wurde, kennengelernt", erzählt Raab und spielt mit ihrem Silberanhänger aus den 1920er Jahren. "In Wien gab es zu jener Zeit nur den Flohmarkt. Daher habe ich beschlossen, zu probieren, ob so eine Boutique auch in Wien funktioniert."
Im Herbst 1978 eröffnete Raab, die damals gern in eleganter Mode aus der Jahrhundertwende gekleidet war, in der Penzinger Straße in der Nähe vom Reinhardt Seminar das Flo in einem winzigen, ehemaligen Milchgeschäft. "Meine ersten Kundinnen waren Schauspielschülerinnen aus dem Reinhardt Seminar. Ich musste den erst Wienern erklären, dass Vintage nichts mit Flohmarktware zu tun hat, sondern diese hochwertigen Stücke ein Teil unserer Kultur sind. Mode ist auch deshalb so faszinierend, da es stets die aktuelle politische und weibliche Situation spiegelt." Um an passende Ware zu kommen, schloss sich Raab mit Antiquitätenhändlern zusammen und durfte bei Verlassenschaften einen Blick in die Kleiderkästen werfen. "Da habe ich Einiges entdeckt."
Mode von 1880 bis 1980
Bereits zwei Jahre später reichte der Platz in der Boutique im 14. Bezirk nicht mehr und Raab zog 1981 in ein größeres Geschäft in der Schleifmühlgasse 15. "Ich nehme heute nur mehr Kleidung in Kommission, die mir die Leute bringen. Und die muss Vintage sein, also im Zeitraum 1880 bis 1980 erzeugt. Vintage hört mit den Achtzigern auf, da dies die letzte Epoche mit einem erkennbaren Stil war. Ab den 90ern wurden bestehende Stile nur mehr gemixt." Die typische Flo-Kundin gibt es laut Raab übrigens nicht. "Neben Touristen, die uns gezielt aufsuchen, und Kostümbildern reicht die Palette der Kundinnen von 17 bis 70 Jahren. Es ist für jeden etwas da. Für ganz junge Leute habe ich ein kleines Angebot an Retromode aus den 20ern, das günstig ist." Die Preise im Flo für ein Kleid reichen von 59 bis 250 Euro. Das teuerste Kleid wechselte vor fünf Jahren um 4.000 Euro den Besitzer: "Das war ein Dior-New Look-Kleid, noch von Christian Dior selbst entworfen."
Neben Kleidung werden auch Sonnenbrillen, Seidenunterwäsche, Schmuck sowie Handtaschen und Hüte, die auf alten Puppenköpfen aus den 30er Jahren ausgestellt sind, angeboten. "Bei mir gibt es alles, was man am Körper tragen kann." Und das nur in den edlesten Ausführungen: Escada, Chanel, Armani fidnet man ebenso im Flo wie Mode von Adelmüller und dem österreichischen Designer Rudi Gernreich. "Gernreich ist mein Lieblingsdesigner. Er musste aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1938 als 16-Jähriger in die USA emigrieren und wurde dort mit seinen von den Wiener Werkstätten inspirierten Entwürfen zum Star", schwärmt Raab. "Leider zählt der Prophet im eigenen Land nichts. Ich möchte daher eine Ausstellung oder Modeschau mit meinen 30 Gernreich-Exponaten organisieren, um diesen großen Desiger zu ehren."
Zur Sache
Das Flo in der Schleifmühlgasse 15a im 4. Bezirk hat von Montag bis Freitag von 10 bis 18.30 Uhr geöffnet, am Samstag von 10 bis 15.30 Uhr. Kontakt: Tel. 01/586 07 73 oder viennaflo@chello.at
Weitere Infos finden Sie im Internet unter www.vintageflo.com
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