Gasthaus Sperl
Jetzt kommt doch der Abriss
Weil das ehemalige Gasthaus Sperl eh schon kaputt ist, gibt es keine Möglichkeit es zu erhalten. Der Abriss ist genehmigt.
WIEDEN. Seit fast genau einem Jahr ist von dem einstigen Gasthaus in der Karolinengasse nur mehr eine Ruine übrig. Nach langwierigem Hickhack wird das Gebäude nun endgültig verschwinden. Der Abriss ist genehmigt worden.
Gesetzesänderung
Vor einem Jahr hat die Chez-Karoline GmbH das Gasthaus Sperl um sechs Millionen Euro erworben. Ziel war es, die frühere Gastronomiestätte abzureißen und Luxuswohnungen zu errichten.
Kurz nach dem Start der Abrissarbeiten kam jedoch eine Gesetzesänderung den neuen Eigentümern in die Quere. Diese besagt, dass alle Abbrüche von Häusern, die vor 1945 errichtet wurden, durch die MA 19, dem Magistrat für Architektur und Stadtgestaltung, bewilligt werden müssen.
Abriss trotz Baustopp
Obwohl das Gebäude durch die bereits durchgeführten Bauarbeiten Schlagseite aufwies, stufte die MA 19 es als erhaltenswürdig ein. Dem neuen Eigentümer war das unverständlich. Er zog gegen den Bescheid vor das Verwaltungsgericht.
Dabei wurde die nicht korrekte Durchführung des Baustopps durch einen Bescheid der Baupolizei (MA 37) aufgezeigt. Daraufhin wurde der Abbruch fortgesetzt. Nur ein paar Stunden später jedoch wurde das Vorhaben erneut von der Baupolizei gestoppt und ein strafrechtliches Verfahren angekündigt.
Dies liegt derzeit bei der MA 64 (Rechtliche Bau-, Energie-, Eisenbahn- und Luftfahrtangelegenheiten). Sollte der Eigentümer verurteilt werden, drohen ihm bis zu 100.000 Euro Strafe.
Verwaltungsverfahren möglich
Doch trotz der drohenden Strafe konnte das Vorhaben der Eigentümer nicht vereitelt werden. Denn vor einigen Tagen wurde die Erlaubnis zum Abriss von der Baupolizei erteilt. Da die Abrissbirne im Jänner nur mehr wenige Teile des Gebäudes übrig ließ, sehe nun die MA 19 keine Möglichkeit mehr zur Erhaltung.
Wann das Haus nun endgültig in die Annalen des vierten Bezirks eingehen wird, ist vom Eigentümer noch nicht konkretisiert worden. Zunächst muss abgeklärt werden, ob nun überhaupt ein Verwaltungsverfahren ansteht.
Kritik vom Bezirk
Mit großem Ärger reagierte Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) auf die Entwicklungen. "Es ist ein Skandal, dass die neuen Eigentümer die Bauordnung umgehen konnten, indem sie das Haus einfach zerstören", so Halbwidl. Die Strafen für "derartige Vergehen" seien "viel zu niedrig."
Der Strafrahmen müsse "deutlich erhöht werden". Ein rechtswidriger Abriss dürfe sich nicht auszahlen. "Nur so können wir verhindern, dass unsere alten und schönen Häuser Opfer der Immobilienspekulanten werden." Andernfalls werde "unsere Bezirksgeschichte für den Profit geopfert." Fest steht: Diese Baustelle wird auch weiterhin aufmerksam beobachtet werden.
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