Kein Kollektivvertrag? Drucker demonstrieren vor Wirtschaftskammer
Vor der Wirtschaftskammer auf der Wieden geht es am Dienstag Nachmittag laut zu - die Gewerschaft der Drucker fürchtet um ihren Kollektivvertrag und fordert die WKÖ zur Verhandlung auf. Busse aus ganz Österreich sind dafür angereist.
WIEDEN. Viele rote Jacken und ein Pfeifkonzert: Das gab es am Dienstag Nachmittag vor der Österreichischen Wirtschaftskammer an der Ecke Schönburggasse und Wiedner Haupstraße zu sehen. Denn: Dort haben sich Gewerkschaftsmitglieder der Sparte Grafik und Druck versammelt, die aktuell um ihren Kollektivvertrag fürchten. Hintergrund ist, dass der bisherige Verhandler auf Seiten der Arbeitgeber, der Verband Druck und Medientechnik schon im vergangenen Jahr seine Statuten geändert hat und nun nicht mehr zuständig ist. Sobald der Bescheid der Aberkennung in den kommenden Tagen in Form einer Kundmachung im Amtsblatt der Wiener Zeitung rechtswirksam wird, ist der grafische Kollektivvertrag obsolet.
Und das hieße: Die Beschäftigten aus dem Bereich Grafik und Druck wären dann nicht mehr durch den Kollektivvertrag - übrigens der älteste in der Republik - geschützt, die Arbeitsbedingungen könnten sich massiv verschlechtern, wie Christian Schuster, Wirtschaftsbereichssekretär in der GPA-djp (Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier) im bz-Gespräch erklärt. Er und seine Genossen sind heute aus allen Bundesländern angereist, mehrere Busse waren am Nachmittag noch am Weg nach Wien. "Es sind rund 9.000 Beschäftigte betroffen, uns reicht es. Wir wollen jetzt über den KV verhandeln, dafür setzten wir hier ein deutliches Zeichen", so Schuster.
Warum sie ihr Zeichen vor der Wirtschaftskammer setzen? "Wir können und wollen weder einen kollektivvertragsfreien Zustand akzeptieren, noch halten wir Verhandlungen über Kollektivverträge auf Landesebene der Wirtschaftskammern für zielführend, weil das zu gravierenden Wettbewerbsverzerrungen führen würde." Deshalb will mann mit der Österreichischen Wirtschaftskammer einen bundesweiten, neuen Kollektivvertrag ausverhandeln. Entgangen dürfte das Anliegen der Wirtschaftskammer in Anbetracht der Lautstärke der Kundgebung jedenfalls nicht sein, ob sie der Forderung nachkommt, steht dennoch auf einem anderen Blatt. Für den Fall stellt Schuster auch Kampfmaßnahmen in Aussicht: "Sollte sich weiterhin niemand zuständig fühlen und wir keinen Kollektivvertrag mehr haben, dann kann das auch als Auftakt zum Arbeitskampf verstanden werden."
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