Lahmer Postfuchs kam nur 200 Meter proTag
Die Kollegen aus Spanien ließen sich fast zwei Jahrzehnte für die Zustellung der Urlaubsgrüße aus dem sonnigen Süden Zeit
Da staunten Stefan und Friederike Neubauer aus Floridsdorf nicht schlecht: Mit 19-jähriger Verspätung kam die versprochene Grußkarte aus dem ersten Urlaub ihres Sohnes bei ihnen an.
Auch Martin Neubauer (37)war überrascht, als seine Mutter sich telefonisch für die Postkarte bedankte. „Wann war ich denn bitte in Mallorca?“, fragte er sich. Und dachte, dass die Eltern sich einen Spaß erlaubten.
Teenies auf Abenteuer-Reise
Aber dann fiel es ihm ein: Ein einziges Mal hatte er Urlaub in der spanischen Partymetropole gemacht – und zwar als Teenie. Als 18-Jähriger durfte Martin die lang ersehnten Ferien erstmals ohne Eltern verbringen. Im Juli 1991 zog es den Floridsdorfer gemeinsam mit zwei Freunden in den Süden. Natürlich versprachen die Burschen, gut aufzupassen und von sich hören zu lassen. Apropos hören: Nach der Rückkehr durfte Teenager Martin die Lauscher richtig aufsperren, denn Mama und Papa beschwerten sich beim Sprössling enttäuscht darüber, dass er nicht einmal eine Ansichtskarte geschickt habe. Den Beteuerungen des Jugendlichen, selbstverständlich postalische Grüße versandt zu haben, wurde wenig Glauben geschenkt. Die Teenager wären wohl zu sehr mit dem Feiern beschäftigt gewesen, um daran zu denken, so die Vermutung der Neubauers. Nicht weit hergeholt, wenn man bedenkt, dass die drei jungen Herren einen zweiwöchigen Urlaub geplant hatten, aber schon nach der ersten Woche komplett pleite waren. „Mein Vater musste uns Geld überweisen, sonst wären wir total mittellos dagestanden“, erinnert sich Martin Neubauer. Deshalb war es natürlich sehr unangenehm, dass die Urlaubsgrüße nicht ankamen. „Ich wusste ja, dass ich sie in den Postkasten in unserem Hotel eingeworfen hatte“, erzählt der heute 37-Jährige.
Schneckenpost im Zeitlupentempo
Natürlich war die Freude groß, als sie nun unerwartet doch noch ihr Ziel erreichte. Wenn auch im langsamsten Schneckentempo. Für die Strecke von etwa 1.500 Kilometern brauchte die Karte fast 20 Jahre. Anders gesagt: Das gute Stück legte, Schaltjahre schon mit eingerechnet, täglich nicht einmal 200 Meter zurück. Zum Vergleich: Durchschnittlich schafft man in normaler Gehgeschwindigkeit zu Fuß etwa sechs Kilometer pro Stunde…
„Postsendungen von uns nach Spanien brauchen zwei bis vier Tage. Dass es umgekehrt über 7.000 Tage gedauert hat, ist schon etwas lange“, zeigt sich Michael Homola, Sprecher der österreichischen Post AG, amüsiert über die Panne der Kollegen.
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