Papa und die parallelen Buben: Stille Nacht
WIEN. Die Gute-Nacht-Geschichte ist fertig vorgelesen, doch die parallelen Buben machen keinerlei Anstalten, mein Bett zu verlassen und in ihres zu gehen. Sie protestieren und fordern Nestwärme ein. Mein Hinweis auf das selbst ausgesuchte, nagelneue weiße Stockbett mit der roten Rennautobettwäsche bringt gar nichts. „Aber Papa, als wir uns das gewünscht haben, wussten wir noch nicht, wie einsam es ist“, raunzt Bube 2 und sein Bruder begleitet das Konzert mit einem traurigen Blick.
Mein überquellendes Vaterherz lässt mich tief seufzen, dann höre ich mich sagen: „Na gut, dann schlaft halt bei mir.“ Und ich verfluche mich im gleichen Augenblick. Sie wissen eines nicht: Die parallelen Buben brauchen trotz ihrer verhältnismäßig geringen Körpergröße den gesamten Platz auf meiner zwei mal zwei Meter großen Matratze. Ihre Vorgangsweise ist dabei ausnahmsweise unterschiedlich: Während der eine das Bett eher robbend und rollend durchquert, um sich immer wieder sternförmig auszustrecken, neigt der andere eher zur Rotation. Oder, um es bildlicher zu machen: Bube 1 streckt mir den linken Fuß ins Gesicht, während Bube zwei mit seinem Knie in meine Körpermitte vorstößt. Zum Beispiel, es gibt zahlreiche Variationen. Mitten in der Nacht schrecke ich schließlich durch ein im Schlaf gerufenes „Nein, das gehört mir!“ aus dem Dösen auf. Und kurz darauf liege ich im Stockbett. Unten, das ist sicherer.
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