Österreich erhält Charge
Malaria-Medikament soll nun Corona-Patienten helfen
Ein in anderen Ländern bereits für bestimmte Erkrankungen zugelassenes Medikament kann nun offiziell in Spitälern bei Corona-Patienten in Österreich erprobt werden. Eine Lieferung ist für unsere Krankenhäuser vorgesehen.
ÖSTERREICH. Derzeit werden Hydroxychloroquin und die verwandte Substanz, Chloroquin, in klinischen Studien für die Behandlung von COVID-19 untersucht. 130 Millionen Dosen werden weltweit zur Verfügung gestellt. Über Sandoz, ein Tochterunternehmen von Novartis, soll eine Lieferung auch in Österreich bereitgestellt werden.
Österreich profitiert als eines der ersten Länder
Das Arzneimittel, das zur Behandlung der Malaria sowie chronischen Polyarthritis zugelassen ist, werde in einzelnen Spitälern im Zuge von Heilversuchen bei Corona-Infektionen eingesetzt. Es habe sich gezeigt, dass die Symptome, die durch SARS-CoV-2 ausgelöst werden, damit behandelt werden können. Nach einer Einfuhrbescheinigung durch die österreichische Zulassungsbehörde sei Österreich eines der ersten Länder, die von der Spende von insgesamt 130 Millionen Dosen profitiere, so Alexander Herzog, Generalsekretär des Verbands der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig).
Nicht flächendeckend einsetzbar
Tatsächlich haben Mediziner in China, Südkorea und Italien bereits Corona-Patienten mit Malariamitteln behandelt. Laut „New York Times“ sollen auch einige US-Kliniken damit angefangen haben. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte allerdings davor gewarnt, Coronavirus-Patienten ohne klinische Tests zu behandeln. Auch sei der Zugang zu Chloroquin und Hydroxychloroquin begrenzt, sodass Hoffnungen auf deren flächendeckenden Einsatz gegen das Coronavirus nicht gegeben seien, warnten Ärzte aus Italien in der Zeitschrift "Annals of Rheumatic Diseases". Außerdem warnen die Ärzte davor, dass Menschen, welche die Medikamente jetzt schon gegen andere Krankheiten nehmen müssen, durch eine erhöhte Nachfrage am Weltmarkt plötzlich keinen Zugang mehr zu ihnen hätten.
Keine Selbstmedikation
Das Mittel wird eigentlich gegen Malaria eingesetzt (Handelsname: Resochin). Es dürfe "in keinem Fall zur Selbstmedikation eingenommen werden", sondern allenfalls unter Aufsicht eines Arztes, warnte die französische Gesundheitsbehörde kürzlich, und verwies auf die starken Nebenwirkungen des Mittels, zu denen neben Herzrhythmusstörungen unter anderem auch neurologische Probleme gehören. Eine Überdosis könne tödlich sein.
Pharmaindustrie in Österreich schöpft Hoffnung
"Das ist ein enormer Schritt, um die derzeitige Krise hoffentlich zu entspannen und die Bekämpfung des Virus zu unterstützen. Dass eine große Anzahl des Produktes zudem gratis zur Verfügung gestellt wird, ist ein Beispiel dafür, in welchem Maße pharmazeutische Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen", heißt es in einer aktuellen Aussendung von Pharmig.
Herzog: „Ein in anderen Ländern bereits für bestimmte Erkrankungen zugelassenes Medikament kann nun offiziell in Spitälern bei Corona-Patienten in Österreich erprobt werden. Das ist ein enormer Schritt, um die derzeitige Krise hoffentlich zu entspannen und die Bekämpfung des Virus zu unterstützen. Dass eine große Anzahl des Produktes zudem gratis zur Verfügung gestellt wird, ist ein Beispiel dafür, in welchem Maße pharmazeutische Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. Den beiden Unternehmen Novartis und Sandoz ist dies hoch anzurechnen.“
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