Borkenkäfer-Verordnung
Schadholz soll per Gesetz gekauft werden müssen

Ein Waldstück, das durch den Borkenkäfer zerstört wurde. Auch in der Wachau sind ganze Landstriche befallen. | Foto: pixabay
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  • Ein Waldstück, das durch den Borkenkäfer zerstört wurde. Auch in der Wachau sind ganze Landstriche befallen.
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In Form einer Verordnung soll die heimische Industrie zum Ankauf von heimischem Schadholz gezwungen werden. In einer geplanten Novelle des Forstgesetzes wird der Kampf gegen Borkenkäfer ersichtlich. Die Begutachtungsfrist für die Novelle endet in der Nacht auf Freitag.

ÖSTERREICH. Jahr für Jahr fallen in Österreich Millionen Festmeter an Schadholz dem Borkenkäfer zum Opfer. Besonders das Waldviertel in Niederösterreich ist betroffen, aber auch andere Gebiete mussten bereits hohe Einbußen an Holz erleiden.

Die Novelle mit dem Titel "Verbesserte Absatzmöglichkeiten von Schadholz für Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer und damit Sicherung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung" sieht konkret vor, dass "im Falle einer gefahrdrohenden Massenvermehrung von Forstschädlingen und der damit verbundenen Gefährdung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung in bestimmten Regionen" holzverarbeitende Betriebe verpflichtet werden können, vorrangig Schadholz aus der umgebenden Region anzukaufen. 

Verfärbung der Rinde

Der Borkenkäfer, der sich vorwiegend  in Fichtenwäldern ausbreitet, hat sich vor allem in den letzten Jahren, in denen es in Österreich zunehmend trocken und wärmer geworden ist, vermehrt. Denn der Schädling, der sich im Holz von Bäumen in selbstgebohrten Gängen fortpflanzt, braucht Hitze und Trockenheit.

Ist ein Baum befallen, dauert es oft nur wenige Stunden, bis das Holz so gut wie unbrauchbar wird. Man erkennt einen Befall durch die symbiotischen Pilze, eine Verfärbung der Hölzer im Außenbereich. Dies hat aufgrund des höheren Verschnittes der Säger einen Wertverlust von mindestens 30 Prozent des Holzpreises für „gesundes“ Holz zur Folge. Der einzige Weg, die Ausbreitung einzudämmen, ist, befallene Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald zu schaffen.

"Schadholz ist das neue Normalholz“ 

Doch der Anteil von durch die Käfer beschädigtem Holz geht zurück. Klima, Schadholz und Corona: Rekordtemperaturen, Schneemassen und extreme Trockenperioden haben das Waldjahr 2019 bestimmt und erneut zu zahlreichen Schadereignissen geführt. "Schadholz ist das neue Normalholz“, so Rudolf Freidhager, Vorstandssprecher und Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. Hauptursache waren vor allem Stürme, die großen Schneemengen zu Jahresbeginn und die überdurchschnittlich trockenen Monate in der ersten Jahreshälfte, die die Entwicklung des Borkenkäfers begünstigten. Langfristig wird sich das Schadholzniveau im Mittel bei 60 bis 80 Prozent einpendeln.

Rückgang der Käferpopulation

Eine anhaltend rückläufige Tendenz zeichnet sich beim Käferholz ab. Entgegen dem österreichweiten Trend, der einen deutlichen Anstieg von Käferholz brachte, ist der Käferholzanteil in den Bundesforste-Wäldern zum vierten Mal in Folge zurückgegangen auf rund 210.000 Festmeter. Rund die Hälfte des Käferholzes entfiel allerdings auf das Waldviertel, einem österreichweiten Käfer-Hotspot, nicht zuletzt aufgrund der mittlerweile über mehrere Jahre anhaltenden Trockenheit. „Erfreulich ist, dass wir abseits des Waldviertels den Käfer im letzten Jahr gut im Griff hatten“, sagt Freidhager und verweist auf die konsequente Waldpflege. „Der Anteil des Käferholzes am gesamten Schadholz betrug letztes Jahr nur 19 Prozent. Die konsequente, aber auch kostenintensive Waldpflege zeigt ihre Wirkung, die Maßnahmen zur Käferholzprävention greifen.“ Nicht zuletzt sind die Aufwände für die Käferbekämpfung 2019 um ein Viertel gestiegen von 2018 mit 4,6 auf 5,8 Millionen Euro. 

Ablehnung von WKÖ und ÖGB

Von der geplanten Novelle, Sägewerke & Co zum Kauf von Schadholz zu zwingen, wenig begeistert sind sowohl Industrie selbst, als auch Teile der ÖVÜP, obwohl die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hinter der Novelle steht. Der Entwurf sei „marktfern“ und stoße in der Wirtschaft auf „völliges Unverständnis“, so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf (ÖVP) Dienstagnachmittag per Aussendung. Laut Kopf verletzen die in der Novelle vorgesehenen Abnahmeverpflichtungen für die holzverarbeitenden Betriebe diese in ihren Grundrechten der Erwerbsfreiheit, der Eigentumsfreiheit und des Gleichheitsgrundsatzes. Er verwies darauf, dass die Holzindustrie bereits im Mai eine Mehrabnahme von 200.000 Festmetern Schadholz zugesagt habe. Bisher wurde diese laut dem WKÖ-Generalsekretär nicht einmal zur Hälfte ausgeschöpft. Auch der Gewerkschaftsbund spricht sich gegen die geplante Novelle aus.

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