12. Juni 2016: Väter, die in Handys starren

- Christoph Schwarz ist Chefredakteur der bz - Wiener Bezirkszeitung.
- Foto: Edler
- hochgeladen von Agnes Preusser
Stellen Sie sich vor, es ist Vatertagsfeier im Kindergarten. Und stellen Sie sich vor, die Kinder wollen den anwesenden Vätern und Müttern ein Lied singen. Nach einiger Mühe gelingt es den (mit Gitarren bewaffneten) Kindergartenpädagoginnen, die sehr aufgeregten Kinder dazu zu bringen, sich in Blickrichtung der Eltern aufzustellen. Wenn man ein Lied für den Papa singt, solle man ihm dabei in die Augen schauen, wird den Kindern ziemlich plausibel erklärt.
Die Kinder schauen dem Papa also in die Augen. Oder sie versuchen es zumindest. Denn der Papa schaut sein Kind gar nicht an. Er starrt (wie auch die Mütter) lieber in sein Smartphone. Schließlich muss er - Sie erraten es - ein Video machen.
Statt dem eigenen Kind also dabei zuzusehen, wie es ein eigens einstudiertes Lied singt, schauen die Eltern lieber in ihr Mobiltelefon, um ein Video davon zu machen, wie das Kind singt, damit sie sich später mal ansehen können, wie das Kind denn damals gesungen hat. Es ist genauso dumm wie es klingt.
Und es eröffnet dann doch einige Fragen: Warum ist es einem lieber, ein Video des eigenen Kindes anzusehen, als es mit voller Aufmerksamkeit live zu erleben? Wann haben wir verlernt, dass Dinge gemeinsam zu feiern wertvoller ist, als sie auf einem kleinen Bildschirm nachträglich wiederzugeben? (Und glaubt tatsächlich jemand, dass sich irgendwer diese Videos je wieder anschauen wird?)
Die wichtigste Frage ist aber: Wie werden die Kindergartenpädagoginnen den Kindern erklären, warum die eigenen Eltern nicht genügend Wertschätzung aufbringen, der Aufführung ihrer Söhne und Töchter aufmerksam zu lauschen?
Wahrscheinlich müssen sie es ihnen gar nicht erklären. Unsere Kinder sind es mittlerweile gewöhnt.
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