Wien-Ukraine
Gernot Kranner bringt Spenden und holt Flüchtlingsfamilie
Gernot Kranner brachte am Freitag, 4. März, ein Auto voll Sachspenden an die ukrainische Grenze. Am Rückweg nahm der Schauspieler eine vor dem Krieg geflüchtete Mutter und ihre zwei Töchter mit nach Wien.
WIEN/UKRAINE. "Untätig herumzusitzen, während in der Ukraine tausende Menschen vor dem Krieg flüchten müssen, habe ich nicht ausgehalten", erklärt Schauspieler Gernot Kranner seine Beweggründe, am Freitag, 4. März, eine Autoladung Sachspenden an die Grenze der vom Krieg erschütterten Ukraine zu führen.
Der aus Theater, Film und Fernsehen bekannte Kranner ist seit langem bei der Hilfsorganisation Global Family aktiv. "Dadurch wurde ich mit polnischen Hilfsorganisationen verbunden, denen ich die Sachspenden vor der polnisch-ukrainischen Grenze übergeben habe." Ein Logistikcenter einer örtlichen Feuerwehr dient in Polen dabei als Drehscheibe für die Spenden, die dann weiter in die Ukraine transportiert werden.
Eine Familie gerettet
Durch Global Family hat der Schauspieler auch eine aus dem ukrainischen Kriegsgebiet geflüchtete Familie getroffen: "Eine Mutter und ihre beiden Töchter sitzen bei mir im Auto", erzählt Kranner per Telefon von der Rückfahrt nach Wien. "Die kleine Familie nehme ich mit nach Wien, wo sie in einem Hotel wohnen können, das seine Zimmer Geflüchteten zur Verfügung stellt."
Der Schauspieler erkärt, dass die Kommunikation mit der geretteten Familie schwierig sei: "Sie sprechen zwar Ukrainisch und Russisch, ich aber nicht. Englisch können sie kaum, aber irgendwie verstehen wir einander schon." So hat er erfahren, dass die Mutter und ihre Töchter von einem Familienmitglied mit dem Auto 1.000 Kilometer an die ukrainische Grenze gebracht worden sind - der Mann musste dann wieder umdrehen, weil Männer von 16 bis 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen, sondern kämpfen müssen.
"Ukrainer wollen gar nicht weg"
"Die Ukrainer wollen gar nicht weg aus ihrem Land, schon gar nicht so weit weg bis nach Wien", so der Schauspieler. "Die meisten hoffen, dass der Krieg schnell wieder aufhört und sie wieder zurück nach Hause können." Die Frau, die er nach Wien bringt, sei eine Gymnasiallehrerin - auf die Frage, was sie sich in Wien am meisten wünsche, sagte sie "work", also eine Arbeit. Was sie könne? "Cook and clean", also kochen und putzen, so die Gymnasiallehrerin.
Im Vorfeld hatte der Schauspieler Sachspenden gesammelt. "Viele Menschen haben mir Sachen mitgegeben", so Kranner, "Chris Lohner brachte etwa große Säcke mit Baby- und Kindersachen vorbei. Aber auch einen Armani-Mantel, den sie einst selber getragen hatte." Eine pensionierte Kindergärtnerin gab Kranner ein Kuvert für die Ukraine mit, "darin waren 500 Euro." Ein junger Mann fragte, ob er eine Dose mit Schmalz und andere Lebensmittel, die er Zuhause hatte, vorbeibringen könne.
Wien is' anders!
"Es wird oft gesagt, die Menschen seien heute so egozentrisch geworden", sagt Kranner mit Rührung in der Stimme. "Das Gegenteil ist wahr: In der Ukraine-Krise haben ganz viele Wienerinnen und Wiener ihr Herz ganz weit aufgemacht!"
Welche Spenden werden in der Ukraine am dringendsten gebraucht? "Kleidung weniger. Babynahrung und Kindernahrung ist nötig, aber auch Windeln für Babys und auch Senioren. Bettzeug, Decken und Schlafsäcke. Medikamente und Verbandszeug. Haltbare Lebensmittel", sagt Gernot Kranner nach seiner Rettungsfahrt zur ukrainischen Grenze.
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