Abdolzadeh über Vorwürfe
"Habe das Projekt meines Herzens verloren"

- Die Ex-Betreiberin Abdolzadeh weist die Vorwürfe zurück und spricht von illegalen Aufnahmen.
- Foto: Grüne Döbling
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Der parteilosen Politikerin Mahsa Abdolzadeh wird vorgeworfen, mit ihrem Kindergartenverein "Philo Kids" Fördergelder der Stadt Wien missbraucht zu haben. Jetzt spricht sie exklusiv mit der BezirksZeitung über die vergangenen Tage und die Vorwürfe.
WIEN. Mahsa Abdolzadeh gründete vor einigen Jahren den Kindergartenverein "Philo Kids" in Wien. Das Konzept war religions- und genderneutral. Puppen hatten Geschlechtsteile und verschiedene Hautfarben, es gab vegetarische Gerichte. Es sollte eigentlich ein sehr erfolgreiches Konzept werden, doch wegen Corona und den Lockdowns kam es zu finanziellen Problemen, die man nicht mehr beseitigen konnte.
"Ein Kindergarten, der alles richtig machen will", titelte 2019 der "Standard". Doch seit einigen Wochen kämpft Abdolzadeh gegen Vorwürfe doch nicht alles richtig gemacht zu haben. Der Vorwurf ist schwerwiegend: Ihr Kindergartenverein soll Fördergeld von der Stadt Wien für Kinder erhalten haben, die gar nicht betreut wurden. Gegen den Verein liegt bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung vor. Die Anzeige brachte der Nachfolgeverein "Care Bears" ein – die BezirksZeitung berichtete:
Abdolzadeh ist auch Bezirksrätin in Döbling und ehemalige Grünen-Politikerin. In den ersten Statements sprach sie von "Rufmord". Tonbandaufnahmen, die als Beweise in der Sachverhaltsdarstellung genannt werden (siehe unten), seien "illegal erstellt" und müssen "auf Manipulationen geprüft werden". Jetzt spricht sie mit der BezirksZeitung über die vergangenen Tage.
"Ruf der Pädagoginnen geradestellen"
Seit drei Jahren müsse sie mit Drohungen und Vorwürfen gegen sich und ihren bereits ehemaligen Kindergartenverein kämpfen, sagt sie. So bekam sie immer wieder homophobe Post und E-Mails von Rechtsextremen. Diese hätten gegen sie gehetzt, nur weil sie ein "buntes Konzept" und Regenbogenfamilien unterstütze. Auch eine Mutter hätte sich über den Verein wegen schlechter Zustände und Schimmel im Essen sowie in den Räumlichkeiten schriftlich beschwert. "Am Ende stellte sich heraus, dass die Frau laut ihrem Ex-Mann psychisch krank ist", erzählt Abdolzadeh.

- Eines der mittlerweile geschlossenen Philo Kids-Filialen in der Mariahilfer Straße.
- Foto: Screenshot Google Maps
- hochgeladen von MeinBezirk Wien
Doch diese Vorwürfe sind, wenn man sich ein Wortspiel erlauben kann, ein Kindergeburtstag für jene, die aktuell bekannt sind. Denn mit den Fördergeldmissbrauchsvorwürfen beschäftigt sich die Staatsanwaltschaft Wien. "Für mich ist es jetzt wichtig, den Ruf der Pädagoginnen geradezustellen", sagt sie. Sichtlich bewegt erzählt sie, wie die Vorwürfe sowie die mediale Berichterstattung Spuren bei der Politikerin hinterlassen haben. Derzeit befindet sie sich in Behandlung. Laut einem Arzt wegen "großen gesundheitlichen Schaden durch mediales Mobbing", erzählt sie weinend im BezirksZeitung-Gespräch.
"In Skandinavien hätte ich einen Preis bekommen“
Durch Corona kam es zu finanziellen Schwierigkeiten. Deshalb wollte sie das Projekt beenden. "Ich habe das Projekt meines Herzens verloren. Das war ein qualitativ hochwertiger Kindergarten. Vielleicht war es noch zu früh für Wien und in Österreich. Für solch ein Konzept hätte ich beispielsweise in Skandinavien Preise bekommen", erzählt die ehemalige Grünen Politikerin, die mittlerweile parteilos ist.
"Care Bears" habe sich dann von sich aus an sie gewandt und wollte das Projekt übernehmen. Doch die neuen Betreiber hätten bereits in den ersten Tagen bemerkt, dass sie es nicht schaffen würden. "80 Plätze, vielleicht 160 Elternteile, 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – das kann nicht jeder machen. Deshalb haben sie angefangen, mich zu beschuldigen. Sie haben nur einen Sündenbock gesucht", so Abdolzadeh.
In einem Brief an die Eltern teilte der Masseverwalter Anfang Dezember mit, dass die Entscheidung des Vereins "Care Bears" den Betrieb einzustellen, "ausschließlich aus wirtschaftlichen und rechtlichen Erwägungen" und "aufgrund des Umstandes, dass die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen vor der Übernahme nicht ausreichend geprüft worden sind", erfolgte.
"Nur weil ich Migrationshintergrund habe"
Die Vorwürfe kommen aus ihrer Sicht von einem "Care Bears"-Vorstandsmitglied sowie der politischen Konkurrenz. "Und das nur, weil ich Migrationshintergrund habe und eine Frau bin", sagt Abdolzadeh. Auf den Tonbandaufnahmen hört man "mehr Kinderstimmen als mein belangloses Gespräch", sagt sie.

- Ein Auszug aus der Sachverhaltsdarstellung, die der BezirksZeitung vorliegt.
- Foto: RMW
- hochgeladen von Antonio Šećerović
Angeblich besteht der "dringende Tatverdacht" gegen einen Mitarbeiter von "Care Bears", der heimlich Tonbandaufnahmen von Abdolzadeh gemacht habe - "Missbrauch von Tonbandaufnahmen bzw. Aufnahmegeräten". Dies konnte auf BezirksZeitung-Anfrage die Staatsanwaltschaft (StA) Wien nicht bestätigen, da es keine Anzeige gibt, jedoch der Sachverhalt bekannt ist. Von der StA wurde Abdolzadeh noch nicht eingeladen.
Der Anwalt des Vereins "Care Bears" wollte die Details zur Sachverhaltsdarstellung wegen des laufenden Verfahrens "aus Vorsichtsgründen" nicht kommentieren. Angesprochen auf den Tatverdacht des Missbrauchs von Tonbandaufnahmen sagte der Anwalt, dass derzeit die Verhältnismäßigkeit bzw. der Beweisnotstand geprüft wird. "Wenn ein Polizist von einer Schusswaffe Gebrauch macht, wird trotzdem sein Verhalten überprüft und ermittelt", gibt der Anwalt die Erklärung zu der Verhältnismäßigkeitsprüfung.
Politischer Rückzug möglich
Wie die BezirksZeitung bereits berichtete, ist Abdolzadeh seit mehr als zwei Jahren kein Parteimitglied der Grünen mehr, da sie die Mitgliedsbeiträge nicht bezahlt hat.
Die Bezirksrätin ist parteilos, jedoch Mitglied im Klub der Grünen Döbling. Klubchef Peter Kristöfel (Grüne) sagte, dass er Abdolzadeh raten würde, bis zur Klärung die politische Arbeit ruhend zu stellen. Angesprochen auf diese Aussage sagte sie, dass sie mit Kristöfel ein sehr gutes Verhältnis hätte und man gemeinsam über die Entscheidung überlegt. Dennoch kann sie zurzeit aus gesundheitlichen Gründen "keine wichtigen politischen Entscheidungen treffen", heißt es.
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