Neues Sagenbuch
Von Drachen und Alchemisten mitten in Wien

- Autorin Sophie Reyer vor einer Darstellung des Rattenfängers vom Magdalenengrund. Das Bild befindet sich am Opernring 4.
- Foto: Maria-Theresia Klenner
- hochgeladen von Maria-Theresia Klenner
Das Buch "111 Wiener Orte und ihre Legenden" führt an sagenumwobene Stätten in allen Bezirken.
(mtk). Wassermänner im Wienfluß, in Ketten gelegte Nonnen im Pötzleinsdorfer Schlosspark und der Teufel, der den Linzer Augen zu ihrem Ruhm verhalf – in kaum einer anderen Stadt sind so viele Legenden beheimatet wie in Wien. "In allen Bezirken sind Sagen zu finden. Und zwar mehr, als man denkt", erklärt Sophie Reyer, die mit "111 Wiener Orte und ihre Legenden" ein teils überraschendes Sagenbuch vorlegt. "Ich habe mich eher auf gängige Sagen konzentriert und auch bei diesen die traditionelle Variante gewählt. Bei der Spinnerin am Kreuz zum Beispiel gibt es verschiedene Versionen der Legende. Doch ich bin auch auf unbekanntere Legenden gestoßen, wie etwa der Alraunensage oder dem Rattenfänger."
Die Sage vom Rattenfänger vom Magdalenengrund erinnert stark an das Märchen vom Rattenfänger von Hameln. Auch hier wurde einem Rattenfänger nicht der Lohn für seine Dienste ausbezahlt und Hans Mäusel, wie der Geprellte hieß, nahm daraufhin die Kinder des heutigen 6. Bezirks auf Nimmerwiedersehen mit auf ein Donauschiff. "Der Rattenfänger ist neben dem Basilisken und dem Teufel, der mit der Bognerin raufte, meine Lieblingssage", so die Hernalser Autorin.
Und immer grüßt der Teufel
Der Teufel war im alten Wien ein oft gesehener Gast. Ob er nun an der Zähmung der Bognerin, einer Furie, die ihren Mann in der Bognergasse 3 zur Verzweiflung trieb, scheiterte und Reißaus vor der wütenden Frau nahm oder mit seiner Kutsche regelmäßig durch die Mariahilfer Straße fuhr – der Höllenfürst könnte ein Wiener sein. "Wien hat etwas Morbides. Hier wurde einiges zentriert", so Reyer, die in Meidling aufwuchs. "In Wien waren viele Völker, wie die Kelten oder die Römer, die ihre eigenen Geschichten mitbrachten. Diese wurden mit dem Volksgut vermischt."
Für die Autorin steckt im Kern jeder Sage ein Wahrheitsgehalt. "Viele Geschichten stehen als Metapher für etwas anderes. Aber die negative Energie in der Blutgasse, wo die Templer ermordet wurden, kann eins zu eins übernommen werden. Auch die Legenden rund um die Türkenbelagerung wie etwa der Junge, der sich in der Penzinger Lichtsäule versteckte, ist nachvollziehbar. Oder den Bärenhäuter wird es auch gegeben haben – das war ein punkiger Typ." Und warum ist im digitalen Zeitalter das Interesse an Legenden immer noch so groß? "Tief im Menschen sitzt eine Sehnsucht nach Mysterien, die man nicht erklären kann. Und es gibt noch rund sechzig Sagen, die im Buch keinen Platz gefunden haben. Ich könnte sofort noch ein Weiteres schreiben."
Zur Sache
"111 Wiener Orte und ihre Legenden" von Sophie Reyer ist im Emons Verlag erschienen, hat 234 Seiten und ist mit einem Plan versehen. Der Bildband kostet 16,95 Euro.


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