Schreibwettbewerb der BezirksZeitung
"Weihnachten in New York" von Johanna
Die elfjährige Johanna aus Döbling hat mit dieser Geschichte beim Schreibwettbewerb der BezirksZeitung teilgenommen.
WIEN/DÖBLING. „Ich hoffe, wir können uns endlich einmal treffen!“, schrieb ich eifrig auf das Stück Papier, dass mir Mama geliehen hatte, „Ganz liebe Grüße Kerstin.“ Jetzt musste ich nur noch mit Mama zur Post gehen und den Brief einwerfen. Als wir auf dem Weg zur Post waren, erzählte ich Mama, dass meine Brieffreundin, Debbie und ich uns gerne einmal treffen würden. Das fand meine Mutter großartig.
Als wir bei der Post ankamen, gab ich den Brief mit einer der schönsten Briefmarken der Postbeamtin und Mama und ich gingen nach Hause. Nach zwei Tagen kam ein Brief von Debbie aus New York, in dem sie schrieb, dass sie gerne in drei Tagen zu uns nach Wien kommen könne! Mein Herz machte einen riesen Sprung und schnell fragte ich meine Eltern, ob meine Freundin und ihre Familie kommen könnten. Die beiden bejahten dies und ich schrieb schnell einen Brief zurück an Debbie, dass sie mit ihrer Familie am 21. 12. kommen könnte.
Einen Tag vor unserem Treffen schrieb ich noch tolle Dinge auf, die meine Eltern und ich Debbies Familie zeigen könnten. „Zum Stephansdom gehen, in einem Café etwas essen, eislaufen am Rathausplatz und das war´s“, las ich mir nochmals laut vor. Schließlich hängte ich den Zettel auf die Pinnwand über meinem Schreibtisch und ging schlafen.
Am nächsten Tag holten meine Eltern und ich die Familie Wilson vom Flughafen ab und nach einem Jahr Brieffreundschaft, sahen Debbie und ich uns zum ersten Mal. Sie lachte von einem Ohr zum anderen und ich tat es ihr gleich. „Hi, Kerstin“, lachte meine Freundin, „ es ist so cool, dass ich dich endlich mal in echt sehe!“
Als sich alle den anderen vorgestellt hatten, wollten wir als allererstes zum Stephansdom gehen. Ich erzählte Debbie und ihrer kleinen Schwester Emily von der tollen Aussicht, die man hatte, wenn man ganz hinauf auf den Kirchturm fuhr, doch als wir dort waren, war der Lift leider gesperrt, weil zu viel Schnee am Dach lag. Also spazierten wir weiter durch die verschneite Stadt und gingen auf einen Christkindlmarkt. „Wow, hier ist es so gemütlich mit all den warmen Lichtern und den Punschständen“, meinte Emily mit amerikanischem Akzent, während die Sechsjährige in das Geschehen blickte, „ aber mit meinem Zauberstab zaubere ich jetzt noch mehr Lichterketten und Punschstände her!“ Debbie und ich lachten, während Emily ihren lila Zauberstab in der Luft hin und her schwang.
Später kauften wir uns Waffeln mit fein geschnittenen Karottenscheiben darauf. Zuerst wollte Debbie nichts von Karotten auf Waffeln hören, doch als ich sie doch dazu überredet hatte, schmeckte ihr die Karottenwaffel sehr gut und wir setzten uns auf eine Parkbank, die gerade freigeworden war, während unsere Eltern und Emily sich auch noch Waffeln holten. „ Endlich treffen wir uns mal“, begann ich, während wir in den dunklen Nachthimmel sahen, „ ich habe mir schon immer eine Brieffreundin gewünscht, doch dass ich so Glück hatte, und mit dir eine echte Freundschaft habe, ist wirklich toll!“, antwortete Debbie und wir umarmten uns.
„Ich will nicht, dass du bald wieder fahren musst. Warum bleibst du nicht noch länger?“, fragte ich Debbie. Sie antwortete ein wenig traurig: „Naja, ich habe leider Schule, aber eigentlich eh nur noch zwei Tage, denn dann sind auch bei mir Weihnachtsferien.“
Während ich nachdachte, ob Debbie nicht die zwei Tage Schule ausfallen lassen könne, kamen unsere Eltern und Emily ebenso mit Karottenwaffeln zu unserer Bank.
„Hallo“, meinte mein Vater, „wollen wir noch ein paar Runden drehen und uns dann auf den Heimweg machen?“ „Ja, gute Idee.“, stimmte Debbie zu und schließlich gingen wir noch ein paarmal in dem Christkindlmarkt umher und Debbie und ich kauften uns zwei Freundschaftsanhänger, die, wenn man sie nebeneinander liegen hatte, anfingen ihre Farbe zu ändern.
Als es neun Uhr wurde, verabschiedeten sich die Wilsons von uns, weil ihr Rückflug am nächsten Tag nach New York schon um neun Uhr ging. Debbies Familie fuhr mit dem Taxi zu ihrem Hotel und Mama, Papa und ich fuhren mit dem Auto nach Hause. Am nächsten Tag machten wir uns zum Flughafen auf, denn ich wollte Debbie nochmals tschüss sagen. Als wir am Gate der Wilsons ankamen, sahen alle vier auf den Landeplatz, wo alle Flugzeuge starteten und landeten. Ich rief „Hallo!“, und Debbie drehte sich um und ich sah ein breites Lächeln in ihrem Gesicht.
Wir fielen uns in die Arme und weil wir alle viel zu früh gekommen waren, gingen wir in ein Café frühstücken. Um elf Uhr waren Debbie und ich gerade dabei, mit Emily „Feen“ zu spielen, als aus dem Lautsprecher eine Durchsage erklang: „ Der Flug 8 ist nun zum Boarding bereit. Wir bitten alle Passagiere an Board des Flugzeugs. Vielen Dank.“ „ Nein“, riefen Debbie und ich, denn jetzt war es wirklich Zeit, Abschied zu nehmen, „ jetzt ist das Boarding!“ Die Familie schob ihre Koffer in Richtung einen Tunnel, der mit dem Flugzeug verbunden war. Als Debbie dort stand, winkte sie nochmals und dann waren die Wilsons in dem Schlauch verschwunden.
Ich sah noch ein paar Sekunden zum Eingang, doch als ich mich gerade umdrehen und gehen wollte, hörte ich ein Geräusch hinter mir. Ich hatte Emilys Zauberstab noch in meiner Hosentasche behalten, doch nun war Debbies Schwester schon weg! Ich erzählte dies schnell meinen Eltern und wir kauften uns drei Flugtickets nach New York für den nächsten Tag. Dann fuhren wir nach Hause. Am nächsten Tag saßen meine Eltern und ich um 4.30 Uhr im Flugzeug und warteten, bis der Flieger startete.
Um 13.30 Uhr waren wir in New York angekommen und fuhren mit dem Taxi zu Debbie nach Hause. Als wir mit ein paar Koffern und Emilys Zauberstab vor dem Haus der Wilsons warteten, läutete ich. Kurz darauf meldete sich Debbies Stimme mit einem „Hello, who is it?“ aus der kleinen Freisprechanlage und ich antwortete: „Hallo!! Hier ist Kerstin, deine Brieffreundin aus Wien!“ Es wurde still, doch zehn Sekunden später war Debbie nur mit Socken in den Schnee gelaufen und umarmte mich, als sie mich sah. Kurz darauf kamen die Eltern und Emily ebenso nur mit Hausschuhen in den Vorgarten und begrüßten uns ganz herzlich und baten uns ins Haus.
Nachdem wir uns ausgezogen hatten, erklärte ich die Vorgeschichte, warum wir jetzt hier in New York waren. „Tja, und dann war es eben schon zu spät, ihn noch nachzubringen, deshalb haben wir uns die Flugtickets gekauft und sind um halb fünf in der Früh losgeflogen.“
Die restlichen Weihnachtsferien verbrachten Debbie und ich zusammen in New York. Wir waren rodeln, eislaufen, einkaufen und sogar im Kino! Das waren die besten Weihnachtsferien meines Lebens!
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