Aus dem Keller ins Museum
Das Haus der Geschichte braucht Hilfe und sucht Ausstellungsstücke aus Wiener Neustadt.
WIENER NEUSTADT/BEZIRK. Während in Wien seit Jahrzehnten über den Bau eines Hauses der Geschichte gestritten wird, werden in Niederösterreich Nägel mit Köpfen gemacht. Im Sommer 2017 eröffnet das Haus der Geschichte im Landesmuseum Niederösterreich. Für den Start werden noch Ausstellungsstücke aus der Stadt und Bezirk Wiener Neustadt gesucht. Manch Foto, Dokument oder Alltagsgegenstand aus den Kellern oder Dachböden der Stadt oder des Bezirkes könnte schon bald zum Star der Schau werden. Dass die Stadt und der Bezirk Wiener Neustadt in dieser Epoche eine bewegte Zeit durchgemacht hat, haben die Bezirksblätter von Expertin Sabine Schmitner erfahren.
"Die Jahre 1918 bis 1938 verliefen überaus turbulent", schildert Schmitner. "Die Versorgungslage war derart schlecht, dass es es im Jänner 1918 - ausgehend von den Wiener Neustädter Daimler-Motorenwerken - zum so genannten Jännerstreik kam. Aber auch nach einem Waffenstillstand und dem Machtverzicht Kaiser Karl I. und der Gründung der 1. Republik brachten keine besseren Lebensbedingungen. So gingen die Wiener Neustädter auf die Straße. Am 28. März 1919 formierte sich eine „Hungerdemonstration“ zu der sich etwa 200 Frauen mit Kindern, vor dem Rathaus versammelten und „Gebt uns Brot!“, „Wir wollen nicht länger hungern" skandierten. Erst der Arbeiter- und Soldatenrat zwang Geschäfte, die noch Lebensmittel hatten, diese billig abzugeben", berichtet die Historikerin.
Kraftproben
Die wirtschaftliche Lage spitze sich weiter zu. Ferdinand Porsche ging 1923 nach Stuttgart. Die Lokomotivfabrik wurde 1930 ebenfalls stillgelegt und verschlechterte die Arbeitssituation weiter.
Aber auch politisch wurde die Stimmung zunehmens aggressiver. Schmitner: "1923/24 wurde der Republikanische Schutzbund, eine paramilitärische Organisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, als Gegengewicht zu den bereits 1920 geschaffenen christlich-sozialen Heimwehren gegründet. In der Folge wurde das Klima im Wiener Neustädter Gemeinderat immer aggressiver. Am 7. Oktober 1928 kam es bei einem Aufmarsch zu einer Kraftprobe der beiden Organisationen."
Inhaftierungen
Ab 1933 wurde in Wöllersdorf ein Anhaltelager errichtet und beheimatete nach dem Bürgerkrieg auch prominente Neustädter Politiker. "Nach den Februarkämpfen 1934 wurde die sozialistische Partei verboten, die Neustädter Gemeindevertretung aufgelöst und Bürgermeister Ofenböck abgesetzt, verhaftet und in das Anhaltelager Wöllersdorf überstellt", erklärt Schmitner.
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