Otto und Fritzi Liesbauer - seit zehn Jahren im Paradies
ÖVP-Klub-Obmann und Arena-Nova-Chef Klaus Schneeberger erinnert sich an seine Freunde, die bei der Tsunami-Katastrophe ums Leben gekommen sind.
26. Dezember 2004: Ein Erdbeben im Indischen Ozean löste einen Tsunami und der wiederum löschte über 230.000 Menschenleben aus. Unter den Opfern befanden sich zwei Wiener Neustädter: Otto und seine Frau Fritzi Liesbauer - von den Fluten mitgerissen im thailändischen Khao Lak. Unvergessen zuhause.
Herr Schneeberger, die Stadt verlor vor zehn Jahren zwei Persönlichkeiten, sie zwei Freunde. Wie erlebten sie die letzten gemeinsamen Stunden?
Schneeberger: Ich kann mich noch erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Der Otto hat die American Christmas-Show noch organisiert mit der Karin Lacchini und die Veranstaltung ist hervorragend abgelaufen. Wir haben das bei Rotwein gefeiert. Ich glaube keine vier oder fünf Tage später ist er eben nach Thailand geflogen und hat bezeichnender Weise gesagt: 'Jetzt flieg' ich ins Paradies.' Nicht wissend, dass das ein anderes Paradies war, in das er geflogen ist.
Wo und wie haben Sie die Nachricht erfahren?
Schneeberger: Ich war gerade mit Wiener Neustädtern in Spanien und sah - für mich heute noch unfassbar - die Fernsehbilder des Unglücks. Ich wusste, dass der Tsunami dort gewütet hat, wo meine Freunde wohnten, da war die Vorahnung schon da. Otto und Fritzi waren nicht mehr erreichbar. Ich habe trotz der dramatischen Bilder immer wieder einen Strohhalm gesucht, dass die beiden doch noch am Leben sein könnten.
Wann kam die Gewissheit?
Schneeberger: Man hat die Leichen nicht gefunden, die Informationen waren nicht optimal, da habe ich die damalige Ministerin Liese Prokop um Hilfe gebeten, die den Otto auch sehr gut noch aus alten Sportlerzeiten gekannt hatte. Sie setzte alles nur Denkbare in Bewegung, um herauszufinden, ob sie noch am Leben sind oder ob es Beweise gibt, dass sie nicht mehr leben. Das hat sehr lange gedauert. Wochenlang, bis die Bestätigung gekommen ist, dass beide umgekommen sind. Diese Endgültigkeit war noch immer besser als die Unsicherheit und das Warten.
Sie hat man noch nie so traurig und beinahe sprachlos erlebt wie bei der Verabschiedung von Otto und Fritzi Liesbauer in der Neuklosterkirche...
Schneeberger: Die offizielle Verabschiedung war alles andere als leicht. Otto und Fritzi hätte es gefreut, zu wissen, dass selbst der Landeshauptmann gekommen ist. Als Freund, nicht als Landeshauptmann, weil er sie auch sehr geschätzt hat. Ich durfte die Abschiedsworte sprechen, für mich war es eine Selbstverständlichkeit, das zu tun. Es ist mir auf der einen Seite sehr schwer gefallen, auf der anderen Seite wusste ich: Das erwartet Otto von mir.
Wann wurdet ihr Freunde?
Schneeberger: Ich habe Otto und Fritzi natürlich aus Pe3- und Bodegazeiten lange gekannt. 1985 bin ich zum Parteiobmann der ÖVP angetreten als Jüngster mit 35 Jahren und der Otto hat meinen Gegner Lambert Zach unterstützt. Da lernten wir uns das erste Mal sehr persönlich kennen. Wie ich gewonnen hatte, ist der Otto zu mir gekommen und sagte: ich trau dir eine gute Arbeit zu, wennst mich brauchst, bin ich da. Das war der Beginn einer intensiven Freundschaft.
Wie kam Otto in die Arena Nova?
Schneeberger: Ich führte damals schon die Arena Nova. Otto sagte mir, dass er aus der Gastronomie raus will und ich hab einen bunten Hund für Veranstaltungen gebraucht. Das war für ihn eine völlig neue Herausforderung und er war wie jeder guter Sportler ehrgeizig und verbiss sich in die Aufgabe. Das hat ihn ausgezeichnet.
Was bleibt von Otto Liesbauer?
Schneeberger: Er war ein'Viech mit Haxn', ein ganz loyaler Freund, der mir ganz intensiv geholfen hat. Er hat die American Christmasshow aus der Taufe gehoben mit Andy Lee Lang und immer wieder mit Granden aus Amerika. Eines kann man zweifelsohne sagen: Dass die Arena Nova heute so professionell und so gut dasteht, ist zu einem Gutteil dem Otto zu verdanken.
Wann denken Sie an ihn?
Schneeberger: Wenn wir eine schöne Veranstaltung in der Arena Nova haben, bei Begegnungen mit Andy Lee Lang oder wenn ich hin und wieder eine Lokaltour mache, dann geht er mir ab (Schneeberger kämpft mit den Tränen, Anm. d. Red.).
Man denkt immer daran, zum Beispiel waren wir heuer in Teneriffa wieder mit fast den gleichen Freunden und ließen viele nette Begebenheiten mit ihm wieder aufleben. Da war er bei uns.
Otto Liesbauer - ehemaliger Profifußballer, u.a. SC Eisenstadt und Austria Klagenfurth, Gastronom (u.a. Pe3) und bis zuletzt Arena-Nova-Manager. Er wäre heuer 68 Jahre alt geworden.
Fritzi Liesbauer - ehemalige Gastronomin (Bodega). Sie wäre heuer 66 Jahre alt geworden.
Das Tsunami-Drama in Khao Lak auf www.pattayablatt.com/136/special.shtml
Ein Auszug über die Wiener Neustädter:
Jürgen Steinbrecher (45) und seine Lebensgefährtin Nina Kapun (33) waren gerade im Hotel in Khao Lak, dem „Sofitel Magic Lagoon Resort" angekommen. „Für uns und andere Urlauber hat es einen Welcome-Drink von der Reiseleiterin gegeben. Nach fünf Minuten, es war gegen 10.30 Uhr, sah ich plötzlich eine große Welle. Ich habe meiner Freundin zugerufen ,lauf, lauf!‘ Dann sind wir auf das Dach der Lobby geklettert. Die insgesamt 15 Meter hohe Flutwelle hat alle Menschen am Strand mitgerissen. Ich selbst habe noch jemanden aus dem Wasser ziehen können. Es war eine Schweizer Urlauberin, wir haben sie die eineinhalb Kilometer bis ins Spital getragen. Nach cirka eineinhalb Stunden ist das Wasser zurückgegangen und wir haben uns auf die Suche nach unserem Zimmer gemacht. Es war nichts mehr da, es ist war weg, wir haben unser ganzes Hab und Gut verloren."
Ebenfalls in Khao Lak verschollen sind Otto Liesbauer und seine Frau Fritzi aus Wiener Neustadt (NÖ). „Ich lebe, es gibt aber keine Spur von meinen Eltern", schluchzt deren Tochter Eva. Auch die drei Niederösterreicher hatten sich im Flutinferno aus den Augen verloren.
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