Psychologie: Familien im Impfstreit
WIENER NEUSTADT. Paaren und Familien setzt die Corona-Pandemie besonders zu. War es vor einem Jahr noch das Home-Office und das "Zusammengesperrtsein" im Familienverband, ist es heute das Thema "geimpft" - "nicht geimpft", das Paare, Familien und Freundschaften zusammenkrachen lässt. "Wenn ein Partner geimpft ist und der andere nicht, kann das enorme Konflikte mit sich bringen", weiß Uta Weber-Grün, Psychotherapeutin und Geschäftsführerin des Vereins Lichtblick in Wiener Neustadt. "Hier geht es darum, das Beziehungsverhalten trotz unterschiedlicher Standpunkte respektvoll zu halten. Einen überzeugten Impfgegner wird man kaum beeinflussen können, das Gleiche gilt umgekehrt - den anderen 'bekehren' zu wollen, bringt nichts. Hier kann man - im Sinne der Partnerschaft - nur auf ein respektvolles Miteinander setzen und andere Standpunkte akzeptieren", so Weber-Grün.
Familien im Impfstreit
In Familien ist das Thema "Impfen: ja oder nein" längst angekommen, "vor allem der Umgang von Eltern miteinander und mit ihren Kindern birgt eine Reihe von Konfliktpotenzialen", weiß Andrea Bures, Psychotherapeutin im Verein Lichtblick. Bures weiß, wovon sie spricht, im Zuge der Coronakrise kommt es immer wieder zu problematischen Kommunikationssituationen, "in vielen Familien ergibt sich dann auch die Frage: Wer darf zum Elternsprechtag gehen oder dürfen wir uns die Schule anschauen, in die unser Kind nächstes Jahr gehen soll?" Der Status "geimpft"-"ungeimpft" spielt in diesen Situationen eine wesentliche Rolle. Andrea Bures: "Wichtig ist es, die Kinder gut aufzuklären und in der Partnerschaft das Thema nicht zum Streitfall zu machen, der der Beziehung schadet."
Respektvoll bleiben
Wie bei Paaren oder in Familien kann das Impfthema freilich auch Freundschaften spalten. Auch hier gilt: Man kann niemanden missionieren, das sollte aber einem respektvollen, toleranten Umgang miteinander nicht im Wege stehen.
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