Stadt braucht mehr Rad
1987 startete die Fahrradinitiative DINAMo. 30 Jahre später zieht Hannes Höller von der Radlobby Bilanz.
Warum hat man vor 30 Jahren die Radlobby gegründet?
HÖLLER: Die Initiatoren haben erkannt, dass der Radverkehr vernachlässigt wird. Es drehte sich alles um Autos. Hier wollten sie ein Umdenken bewirken. Dazu kam auch der Umweltaspekt, damals komplettes Neuland - inklusive Schadstoffausstoß. Heute sind diese Probleme bei der Allgemeinheit angekommen. Vor 30 Jahren hat man sich darüber keine Gedanken gemacht. Heute könnte man sagen: Die Gründer waren ihrer Zeit voraus.
Was wurde in den 30 Jahren erreicht? Wie lautet das Resümee? Was wurde verbessert, was hat sich verschlechtert?
Unser Ziel ist eine Stadt der kurzen Wege. Radfahrer wollen auf dem schnellsten Weg von A nach B. Keine Umwege. Hier ist uns schon einiges gelungen. Es wurden Einbahnen geöffnet und auch in den Fußgängerzonen ist das Radfahren erlaubt. Doch ansonsten fehlt das große Ganze. Gute Verbindungen werden leider wieder unterbrochen. Schauen wir auf die Zehnergasse. Die ist gut ausgebaut, doch es fehlt die Kollonitschgasse. Das ist ein Problem: Lückenschlüsse. Aber hier fehlt auch der Mut der Politik, unpopuläre Maßnahmen umzusetzen.
Apropos Politik. Wie läuft die Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung und Politik?
Streit mit der Politik gehört dazu. Wir machen als Interessenvertretung Vorschläge, die nur selten auf fruchtbaren Boden stoßen. Doch das ist okay. Das muss so sein. Doch was unbedingt notwendig wäre: ein Kümmerer. Ein Politiker, der auf das Rad setzt, der damit die Probleme der Radler in der Stadt kennt. Ein Radgemeinderat sozusagen. Es liegen viele Vorschläge und Ideen umsetzungsreif in den Schubladen, doch es passiert nichts. Dazu muss ich anmerken: auf Verwaltungsebene funktioniert die Zusammenarbeit bestens. Doch hier bedürfte es einfach mehr Personal.
Was war der größte Erfolg in den 30 Jahren?
Es gibt keine einzelne Maßnahme, sondern vielmehr viele kleine Maßnahmen, die die Stadt unserem Ideal von der Stadt der kurzen Wege näher bringt.
Wie kann man aus Wiener Neustadt eine Fahrradstadt machen?
Es bedarf einer zeitgemäßen Verkehrsplanung. Wiener Neustadt hinkt bei Verkehrskonzepten hinterher. Die Verkehrsplanung findet man eher in den 70er-Jahren. Es wäre relativ einfach. Prioritäten setzen, einen Maßnahmenkatalog erstellen und den gilt es, Schritt für Schritt abzuarbeiten.
Zur Sache
Die Radlobby Wiener Neustadt wurde 1987 als Fahrradinitiative DINAMo ins Leben gerufen. Sie war damit Vorreiter in Österreich. Inzwischen zählt man 270 Mitglieder und ist damit nach Einwohnerzahl die größte Radinitiative Österreichs.
Dazu kommt, dass auch die Radlobby Niederösterreich in Wiener Neustadt ihren Anfang nahm. Heute gibt es in Niederösterreich in 12 Gemeinden eine Radlobby.
Das 30-Jahr-Jubiläum wird am Samstag, 16. September, ab 18.00 Uhr im Bildungszentrum St. Bernhard inklusive Aus- und Rückblicken, Ehrungen gefeiert. Jeder ist willkommen.
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