Corona, Krieg, Klima
Was unsere Kinder jetzt brauchen
Zuerst Corona, jetzt Krieg in Europa - was macht das mit Kinderseelen? "Hier im kokon sehen wir einen deutlichen Anstieg von psychischen Erkrankungen. Sie reichen von Depressionen, Angst- und Essstörungen über Schulverweigerung bis hin zur Sozialphobie", beschreibt Anna Maria Cavini, Primaria und Ärztliche Leiterin der Kinder- und Jugendreha kokon in Bad Erlach die Situation.
BAD ERLACH. "Die Isolation während der Pandemie beeinträcht deutlich den Entwicklungsprozess von Kindern und Jugendlichen, Beschwerden, die davor schon vorlagen, haben sich im Zuge der Pandemie verstärkt", so Cavini. So ist es beispielsweise die Angst, nahe Angehörige anzustecken, ein Teenager etwa hat im Zuge dieser Angst einen Waschzwang entwickelt, eine Seife pro Tag verbraucht, bis die Hände wund waren.
Strategien gegen die Angst
Im kokon wird die Jugendliche nun psychotherapeutisch begleitet, das soll dazu beitragen, Strategien gegen den Zwang zu erlernen. Psychotherapeuten fokussieren dabei auf die Ressourcen von Jugendlichen, "sie fragen, was im Leben des Betreffenden gut läuft, was man gegen die Ängste tun kann und wie man wieder Freude in die Seele bringt", sagt Anna Maria Cavini. Im kokon gibt es dazu viele Therapieoptionen, wie etwa auch Musik- oder Kunsttherapie. Hinzu kommt nun die Angst vor Krieg, die Schatten auf die Kinderseelen wirft. "Es ist die Angst vor Kriegswirren und vor dem Sterben, die hier evident wird. Schützen kann man Kinder und Jugendliche indem man altersadäquat und wahrheitsgemäß antwortet. Kinder und Jugendliche brauchen nun mehr Wärme und vor allem Sicherheit.
Long Covid nimmt zu
Drastisch angestiegen ist auch die Erkrankung an Long Covid. Die jüngste Patientin ist fünf Jahre, die älteste 18 Jahre. "Die Krankheit äußert sich durch Belastungsintoleranz, Gedächtnisschwäche, Kreislaufprobleme, Schwindel und Kopfschmerzen. Die Betroffenen sind extrem eingeschränkt, sie können oft nicht mal mehr gehen oder stehen", so Cavini. Hier ist darauf zu achten, herauszufinden, was Kinder und Jugendliche überfordert und was körperlich möglich ist. "Schon die leiseste Überforderung kann zu einem Crash führen, sodass danach gar nichts mehr geht. In der Therapie fokussieren wir daher in erster Linie auf den Körper und begleiten Kinder und Jugendliche dabei, ihre Ressourcen zu stärken und Defizite wieder zu eliminieren. Das ist meist ein langwieriger Prozess, der viel Geduld braucht."
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