Anhaltelager Wöllersdorf 1934
Ein Eheleben auf einer Postkarte

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WÖLLERSDORF. Am 4. September 1934 schreibt Rudi seiner Frau - offenbar anlässlich des 10. Hochzeitstages - eine handbemalte Postkarte aus dem Anhaltelager Wöllersdorf.

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6. Sept. 1924 - 1934
Vor zehn Jahren jung gefreit
Hat es mich "nie" gereut
Rudi

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Zehn Jahre später, am 6. September 1944 fügt er zwei Zeilen hinzu:
Nach weiteren 10 Jahren auch nicht anders.
6.9.44 Rudi

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Die nächsten Zeilen am 6. September 1954 sind wegen der zittrig gewordenen Schrift schon schwerer zu entziffern.
Nach weiteren 10.
Es war doch schön!
6.9.1954 Rudi

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Zuletzt wurde am 24. September 1965 mit einer anderen Handschrift ein Satz dazugeschrieben.
Der Tod hat zugeschlagen und dir die Feder aus der Hand genommen. Grete

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Zum Anhaltelager Wöllersdorf
Nach der Ausschaltung des Parlaments und dem Verbot von NSDAP, KPÖ und Republikanischem Schutzbund 1933 füllten sich die österreichischen Gefängnisse bald mit sogenannten "Verwaltungsstrafgefangenen" – Personen, denen politische Delikte zur Last gelegt wurden. 1. September 1933 beschloss die Regierung Dollfuß eine Verordnung über die Verhaltung sicherheitsgefährdender Personen zum Aufenthalt in einem bestimmten Ort oder Gebiet. Hierfür wurde das erste und gleichzeitig größte dieser Lager in den ehemaligen Wöllersdorfer Werken. Nach dem Februar 1934, als hunderte Schutzbündler und sozialdemokratische Funktionäre in den Tagen nach der blutigen Niederwerfung des Aufstandes nach Wöllersdorf deportiert wurden.
Am 1. Mai 1934 befanden sich 831 politische Gefangene im Lager – 508 Sozialdemokraten und Kommunisten, sowie 323 Nationalsozialisten. Nach dem Nazi-Juliputsch füllte sich das Anhaltelager Wöllersdorf wiederum mit tausenden Neuankömmlingen; im Oktober 1934 war mit über 5.000 Personen der Höchststand erreicht. Durch die Amnestie des Jahres 1936 verringerte sich die Zahl der Inhaftierten auf rund 500 Personen.






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