(K)eine schöne Bescherung: 50+ und auf Arbeitssuche
WIENER NEUSTADT. Niederösterreich, derzeit ein Winter- und Jobwunderland – zumindest auf den ersten Blick. Denn obwohl der Wirtschaftsmotor heuer Fahrt aufgenommen hat, gibt es für eine spezielle Gruppe keine guten Nachrichten zu Weihnachten: Bei den Über-50-Jährigen ist die Arbeitslosenquote im November um 0,7 Prozent gestiegen. Auch in Stadt und Bezirk Wiener Neustadt sind die älteren Arbeitnehmer die Sorgenkinder des Arbeitsmarktservice (AMS).
Immerhin zählt das AMS Wiener Neustadt derzeit 1.898 Menschen über 50 Jahre arbeitslos. "In den vergangenen Monaten ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr ein wenig abgeflacht, von ca. acht Prozent plus auf ca. drei Prozent. Ein echte Trendumkehr ist noch nicht gelungen", kennt AMS Wiener Neustadt-Geschäftsstellenleiter Georg Grund-Groiss die Problematik. "Bei einer einmal eingetretenen Arbeitslosigkeit finden Personen ab 50 Jahren aber relativ schwer eine neue Arbeitsstelle. Sie sind überdurchschnittlich lange ohne Job - 169 Tage gegenüber einem Gesamtdurchschnitt von 126 Tagen im Jahr 2016", merkt Grund-Groiss an.
Doch es gibt auch positive Zeichen. Grund-Groiss: "Die Zahl der Arbeitsaufnahmen über 50-jähriger Arbeitsloser hat im heurigen Jahr bislang im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen."
Aktion 20.000
So sollen Initiativen wie die "Beschäftigungsaktion 20.000" helfen. "Dabei sollen für langzeitbeschäftigungslose Personen über 50 Jahre Beschäftigung im gemeindenahen und gemeinnützigen Bereich erschlossen und bis zu 100 Prozent finanziert werden. Die Bandbreite reicht dabei von administrativen Tätigkeiten in Schulen, über die Arbeit am Bauhof in den Gemeinden bis hin zur Alltagsbegleitung pflegebedürftiger Menschen", erklärt Grund-Groiss.
Trotzdem sieht SPÖ-Klubobmann Alfredo Rosenmaier noch Handlungsbedarf und plädiert für die Weiterführung der Initiative. "Der Aufschwung muss bei allen ankommen. Da ist die Politik gefragt, aber fernab von Parteipolitik. Das kann man nicht parteipolitisch lösen, sondern nur menschlich. Sollte man das anders sehen, dann hat man kein Recht, in der Politik zu sein. Dahinter stehen Schicksale. In meinen Sprechstunden erlebe ich Bitterkeit und Verzweiflung. Diese Menschen haben ein Leben lang gearbeitet und wollen arbeiten, aber sie will keiner mehr. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, was das psychologisch bedeutet."
Zur Sache
Aktuell sind im Arbeitsmarktbezirk Wiener Neustadt 1.898 Personen über 50 Jahre ohne Arbeit. 2016 waren es noch 1.838, um 60 weniger. Das ist ein Anstieg von 3,3 Prozent.
Arbeitsaufnahmen gab es heuer bei den über 50-Jährigen 1.122, 2016 "nur" 1.002, ein Anstieg von 120 oder 12 Prozent.
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