Eitweg
Der Schimmel als Symbol des Winters

Klaus Steffelbauer und Johan Lippi (von links) mit dem Schimmel, der beim Umzug von zwei Personen getragen wird. | Foto: Graßler (4)
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  • Klaus Steffelbauer und Johan Lippi (von links) mit dem Schimmel, der beim Umzug von zwei Personen getragen wird.
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Der Eitweger Schimmelzug ist ein traditionelles Brauchtum, das nur alle vier Jahre stattfindet und eine tiefgründige Bedeutung hat.

EITWEG. Alle vier Jahre (jedes Schaltjahr) strömen tausende Besucher nach Eitweg, um dort ein österreichweit einzigartiges Brauchtum mitzuerleben. Es handelt sich um den Eitweger Schimmelzug, bei dem der Winter symbolisch ausgetrieben wird. Dabei kommen Wesen wie das Priglklauberlweibl, Habergeißen, orientalischer Händler oder der Schinta zum Vorschein.

Reise in Vergangenheit

Oberschimmelrat Johann Lippi organisiert mit den Mitgliedern der "Brauchtum Schimmelgruppe FF Eitweg" diese kulturelle Tradition. "Wichtig ist es, zu wissen, dass wir keine Faschingsgruppe oder ähnliches sind. Wir sind einzig und allein für den Kult des Winteraustreibens und die Erhaltung des Brauchtums verantwortlich", erklärt Lippi. Die Brauchtumsgruppe versucht die genauen Aufzeichnungen des Schimmelzuges so genau und präzise wie möglich zu eruieren. Dies gelingt fast ausschließlich über Gespräche mit Zeitzeugen, die oftmals wichtige Informationen und Hinweise geben. "Uns von der Brauchtumsgruppe ist es gelungen, herauszufinden, dass im Jahr 1923 der erste Schimmelzug in St. Ulrich stattgefunden hat", erzählt der Oberschimmelrat. 

Brauchtumswanderung

In der Zunftzeit brachte ein Zimmerer diesen Brauch von der Steiermark nach Eitweg. Im Jahr 1936 gab es das erste Mal eine Verbindung zu der Feuerwehr in Eitweg. "Nach intensiven Nachforschungen ist es erwiesen, dass unter Mitwirken von Hermann Steinbauer vulgo Ellersdorfer und Karl Hasenbichler von der Feuerwehr Eitweg 1936 ein Schimmelkopf erzeugt wurde", so Lippi.

Schimmelschlagen

Während der Kriegszeit ruhte das Brauchtum und wurde 1945 in Gemmersdorf wieder gelebt. Um das Jahr 1950 herum organisierte der Pfeilclub Polsinger einen Schimmelzug von der Volksschule St. Ulrich bis zum Gasthaus Kunter. 
Im Jahr 1953 griff dann die Feuerwehr Eitweg zum ersten Mal aktiv, mit einer Änderung der Aufführung, ins Geschehen ein. "Bis zum Jahr 1953 wurde der Schimmel am Ende dem Abdecker übergeben. Ab 1953 führte man das Schlagen des Schimmels durch den Fleischhacker ein", so Lippi.

Kleine Adaptierungen

1957 brachte Fidelius Deiser vom Lavanttaler Heimathaus auf seiner Brauchtumswanderung Gestalten aus Tirol mit. Er war es auch, der gemeinsam mit Heinrich Spitz im Jahr 1962 eine Niederschrift über den genauen Ablauf dieser alten Tradition verfasste. "Ab dem Jahr 1962 fand der Schimmelzug alle drei Jahre statt, ehe man sich 1980 auf einen vierjährigen Rhythmus zu jedem Schaltjahr einigte", erläutert Lippi. Im Laufe der Zeit wurden die Texte und Szenen der einzelnen Personen des Schauspiels niedergeschrieben und genau festgelegt. Davor wurde von den beteiligten Personen frei und situativ gesprochen. "Anfang der 70er-Jahre vermischte sich unser Brauchtum immer mehr mit dem Faschingsumzug, wobei ich nochmals betonen möchte, dass wir mit dem Faschingstreiben eigentlich nichts zu tun haben", so Lippi.

Proben

Seit Anfang des Jahres wird schon fleißig geprobt. Der Schimmel wird von zwei Personen, die unter einem Leintuch stecken, dargestellt. Der Rossführer versucht während des Umzuges, den widerspenstigen Schimmel im Zaum zu halten. Beim eigentlichen Auftritt des Schimmelschlagens kommen eine Vielzahl von Gestalten zu ihrem Auftritt – wie der Tierarzt, der Fleischhauer oder die verschiedenen Händler, die sich ein Wettbieten um den Schimmel liefern. Mit dem Schlagen endet der Schimmelzug und somit auch der Winter.
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Zur Sache

Der Eitweger Schimmelzug lockt alle vier Jahre zahlreiche Besucher nach Eitweg und Gemmersdorf, wo der Umzug abgehalten wird. Mit dem Schimmel wird der Winter symbolisch ausgetrieben.

Die Proklamation von Oberschimmelrat Johann Lippi:
"Wach auf, Schimmel, Symbol des Winters, wacht auf ihr Gestalten der Finsternis wie Perchten, Hexen, Habergeißen, Kobolde. Wenn die Nächte länger werden und die wilde Jagd ihr Unwesen treibt, kommt die Wende der Sonne und nach den Raunächten wirst auch du Schimmel, Symbol des Winters, deine Pracht wie Schnee entfalten. Doch wenn zu Lichtmeß die Tage länger werden und das Licht und die Kraft der Sonne zunimmt, kommt die Zeit, die Blumen in deine Mähne, Schweif und Halfter zu geben. Von Winter haben wir dann genug und Sehnsucht nach dem Frühling wird auch die anderen Gestalten, welche auch Blumen als Symbol für Wachstum zum Kampf gegen Finsternis und Kälte haben, erwecken. Mit viel Lärm wird ein Kampf stattfinden zwischen Dunkel und Licht. Dann sind auch deine Tage gezählt. Am Faschingssonntag werden wir diesem Treiben ein Ende setzen und hoffen, dass der Frühling wieder Einzug hält. Licht, Wärme und Wachstum sollen zurückkehren."

Schimmelzug 2020
Der Eitweger Schimmelzug findet heuer am Faschingssonntag, 23. Februar, statt.

Ab 12 Uhr: Sammeln und Aufstellen des Faschingszuges beim ehemaligen Gasthaus Hölli in Gemmersdorf

13 Uhr: Abmarsch bis zum Gasthaus Kunter in Eitweg

14.30 Uhr: "Schimmel wassern" beim Gasthaus Kunter

15 Uhr: "Schimmelschlagen" beim Rüsthaus in Eitweg

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