Ängste und Tabus: Grenzen überwinden
ZWETTL. Im Rahmen des Veranstaltungszykluses „Grenzen. Erkennen. Verbinden. Überwinden.“ lud die WALDVIERTEL AKADEMIE am Mittwoch, 9. Oktober gemeinsam mit der Stadtgemeinde Zwettl und der Raiffeisenbank Zwettl zu einer spannenden Diskussion in die neuen Veranstaltungsräumlichkeiten der Bank. Rotraud A. Perner und Georg Psota sprachen am Vorabend des Internationalen Tages der seelischen Gesundheit vor über hundert Interessierten zu „Grenzen überwinden. Der richtige Umgang mit Ängsten und Tabus“.
Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien, schilderte das Thema Angst aus der Perskeptive eines Psychiaters. „Jeder Mensch hat Angst und das ist gut so“, so der Mediziner, „denn Angst ist ein Schutzfaktor der besonderen Art.“ Angst gehöre zur Grundausstattung der Gefühle, über die Menschen verfügen, dazu gehören auch Ekel, Wut, Trauer, Scham und Freude. „Sie haben den Sinn, dass wir überleben“, so Psota weiter. Der Psychiater zeigte auch die verschiedenen Arten von Angst sowie unterschiedliche Therapieansätze auf. „Angst ist zwar etwas Gesundheit Erhaltendes, aber wo wird es schädlich? Die Dimension des Krankseins ist dann gegeben, wenn es uns beeinträchtigt und wir nicht mehr lieben können. Wenn das Ausmaß oder die Dauer der Angst nicht mehr günstig ist bzw. anders ist, als wir es kennen“, so Psota weiter. Angst betreffe in Wirklichkeit direkt und indirekt fast alle von uns, so Psota, der auch meinte: „Man muss mit Ängsten in Konfrontation gehen, um sie zu überwinden, darf nicht davonlaufen.“
"Modelle mit Grenzen umzugehen"
Die bekannte Psychotherapeutin und -analytikerin Rotraud A. Perner ging in ihrem Referat neben Angst auch auf Grenzüberschreitungen ein. „Angst hat immer damit zu tun, dass irgendetwas nicht bekannt ist“, so Perner. Bei vielen Personen fehle auch ein Modell, über Ängste und Tabus zu sprechen. „Es gehört auch dazu, sich nicht zwingen zu lassen, Grenzen zu überschreiten, die man für richtig hält“, so Perner weiter, die auch über Gewalt und Sexualität sprach und forderte: „Wir brauchen Modelle, wie wir mit Grenzen umgehen können. Diese müssen auch schon in den Schulen aufgegriffen werden.“ Beim Thema Heilung gehe es auch darum, sich aufzurichten und „neue Blickwinkel zu haben. Man sollte sich auch fragen, wer hat das Problem. Die Person, die gehässig ist oder jene, die die Projektionsfläche ist.“
Im Anschluss entwickelte sich eine engagierte Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die auch Einblicke in ihre Privatsphäre und persönliche Probleme gaben. Die beiden Referenten gaben sich bemüht, auf alle Fragen detaillierte Antworten zu geben und setzten diese Gespräche auch noch bei einem Glas Wein fort.
„Es freut uns sehr, dass dieses Thema so großen Anklang gefunden hat“, so WALDVIERTEL AKADEMIE-Geschäftsführer Christoph Mayer, „persönliche Grenzen müssen auf der einen Seite eingehalten werden, auf der anderen Seite gibt es aber auch genug Grenzen, die es zu überwinden gilt. Tabuthemen anzusprechen ist dabei ein wichtiger Faktor, um sich auch mit den eigenen Grenzen auseinanderzusetzen.“
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