Mit Lyrik, Humor und Timbre
Konstantin Wecker berührt das Zwettler Publikum
Einen fulminanten Abend voller Poesie lieferte Konstantin Wecker im Zwettler Stadtsaal ab.
ZWETTL. Ausverkauft – das konnte man schon im Vorfeld erahnen, wenn Größen wie Konstantin Wecker auf Einladung des Vereins Kulturzwickl den Weg nach Zwettl finden. Der überfüllten Großstadt München entflieht der Bayer zu Zeiten des Oktoberfestes gerne, ließ er abseits der Bühne eine Anmerkung fallen.
Zwei Klaviere, zwei Talente
„Schön, dass es solche Kulturvereine gibt. Sie sind unglaublich wichtig, gerade in der jetzigen Zeit. Wir brauchen Kultur ganz dringend, um uns Mut machen zu können“,
lobte Wecker den Kulturzwickl-Verein. Zwei Stunden volles Programm „Solo für zwei“ hieß es, welches er mit seinem langjährigen Bühnenpartner, dem Pianisten Jo Barnikel gestaltete. Zwei Klaviere – der Stadtsaalflügel und ein Stagepiano – stimmungsvolle Beleuchtung und zwei talentierte Menschen, mehr brauchte es nicht.
Meister der Worte
Lieder über den Antisemitismus oder Worte, wie
„Lass uns lieben und besiegen, wir den Hass durch Zärtlichkeit“, „Weisheit ist oft ein Akt der Verzweiflung“, „wir sind so sehr in unserer Welt der Vernunft, der Zahlen und Fakten eingesponnen, dass wir wie mit Scheuklappen durch eine Welt voller Wunder laufen“ oder „für gelebtes Leben braucht es keinen Beweis“
sind voller Poesie, wortakrobatisch zusammengesetzt und treffen mitten ins Herz. Mit Lyrik und seinem noch immer gutem Timbre zieht der 76-Jährige das Publikum in den Bann, sodass man eine Stecknadel im Saal fallen hören könnte. Humorvolle Anekdoten wie
„als mein erstes Kind unterwegs war, war das für mich auch der endgültige Entschluss, mich dem Erwachsenwerden zu stellen. Ich war damals 50“,
braucht es dazwischen, um sich aus den berührenden und nachdenklich machenden Texten seiner Lieder zu befreien.
Hommage an seine Eltern
Die Poesie erlernte er von seiner Mutter, die Gedichte während der Hausarbeit aufsagte. Das begeisterte ihn früh für die Lyrik. Im Alter von sechs Jahren erhielt er bereits klassischen Klavierunterricht, später folgten Geige und Gitarre. Wecker sang als Kind oftmals Duette mit seinem Vater, der ebenso ein begnadeter Künstler war, dem aber der Erfolg verwehrt blieb. Mit ihm gab Wecker zu Hause Opernarien wie „La Traviata“ zum Besten.
„Ich war eine hinreißende Traviata“,
denn der Liedermacher musste mit seinem Knabensopran die Rolle der Violetta übernehmen. Daraus spielte er dem Publikum eine damalige Aufnahme vor.
„Wenn ich an meinen Vater denken muss – ach Gott hab´ ich ihn lieb“,
ist ein Satz aus der Hommage an ihn, während im Hintergrund Jo Barnikel stimmungsvoll mit Nessun Dorma untermalt.
Marsch durchs Publikum
Publikumsnah zeigte sich Wecker, als er bei einem seiner Lieder durch den Stadtsaal marschiert, Menschen anvisiert und sogar auf Aufforderung „nau, geh´ her“ umarmt. Standing Ovation war Selbstverständlichkeit für einen Abend, der mitten ins Herz traf und den viele Zuseher nicht vergessen werden.
Ganz zu Beginn des Konzertes schickte Pippo Pollina per Videobotschaft Grüße an die Zwettler und bedauerte, bei diesem Abend seines Freundes Konstantin Wecker nicht dabei sein zu können. Jedoch kommt Pollina am 24. Mai 2024 auf Einladung des Kulturzwickl-Vereins für einen Auftritt wieder in die Braustadt.
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