Aus dem Keller ins Museum
Das Haus der Geschichte braucht Hilfe und sucht Ausstellungsstücke aus dem Bezirk Zwettl.
BEZIRK ZWETTL (bs). Während in Wien seit Jahrzehnten über den Bau eines Hauses der Geschichte gestritten wird, werden in Niederösterreich Nägel mit Köpfen gemacht. Im Sommer 2017 eröffnet das Haus der Geschichte im Landesmuseum Niederösterreich. Für den Start werden noch Ausstellungsstücke aus dem Bezirk Zwettl gesucht. Manch Foto, Dokument oder Altagsgegenstand aus den Kellern oder Dachböden des Bezirkes könnte schon bald zum Star der Schau werden. Dass der Bezirk Zwettl in dieser Epoche – von 1918 bis 1938 – eine bewegte Zeit durchgemacht hat, haben die Bezirksblätter von Zwettls Stadtarchivar Professor Friedel Moll erfahren.
Zwischenkriegszeit
Diese Zeit war auch bei uns von politischen Konflikten sowie wirtschaftlicher und sozialer Not geprägt. Hatte man nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie noch mit dem Anschluss des kleinen, von vielen Menschen für nicht lebensfähig erachteten Österreich an Deutschland gerechnet, so wurde diese Hoffnung mit dem Friedensvertrag von St. Germain zunichte gemacht. Dennoch fanden auch 1920 noch Kundgebungen statt, die diesen Anschluss forderten, wie zum Beispiel am 19. September 1920 in Zwettl.
Finanzielles Fiasko
Zahlreiche Menschen und auch viele Gemeinden hatten zwischen 1914 und 1918 fleißig Kriegsanleihen gekauft, um den Sieg der Habsburgermonarchie zu finanzieren. Dieses Geld war nun verloren, und viele standen vor dem Ruin, so auch die Stadtgemeinde Zwettl, die 1922 bei der örtlichen Sparkasse einen Kredit aufnehmen musste, um ihre Bediensteten entlohnen zu können.
Da wegen der Metallverknappung 1920 keine kleinen Münzen (Wechselgeld) zu bekommen waren, druckten viele Gemeinden Notgeld mit einem Nennwert von 5 bis 50 Heller. Im Bezirk Zwettl waren das die Gemeinden Allentsteig, Gerotten-Pötzles, Grafenschlag, Gutenbrunn, Martinsberg, Ottenschlag, Schwarzenau und Zwettl. Diese Scheine sind heute gesuchte Sammelobjekte.
Besonders nach der Ausschaltung der Demokratie im Ständestaat und der Einführung des Austrofaschismus radikalisierte sich das politische Klima ab 1933 dramatisch. Vor allem die nunmehr illegalen Nationalsozialisten waren für Schmier-, Stör- und Propagandaaktionen verantwortlich. Auf ihr Konto gingen aber auch grobe Sachbeschädigungen, Sprengstoffattentate und Brandstiftungen.
"Obwohl gerade in jüngster Zeit mehrere Gemeinden im Bezirk Zwettl interessante und wertvolle Publikationen zu Lokalgeschichte herausbrachten, ist diese Zeit noch keineswegs umfassend behandelt und dokumentiert", so Friedel Moll.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.