Fast Hälfte der Bauern gegen Kommassierung
Das Grundzusammenlegungsverfahren in Großglobnitz findet selbst unter den Betroffenen immer mehr Gegner.
GROSSGLOBNITZ (bs). Die geplante Grundzusammenlegung (Kommassierung) in Großglobnitz schlegt weiter hohe Wellen. Wie die Bezirksblätter Zwettl berichteten, sollen Ackerflächen des Bio-Betriebs der Familie Kargl mit konventionell bewirtschafteten Feldern getauscht werden (Zum Beitrag: http://www.meinbezirk.at/zwettl-niederoesterreich/politik/bio-landwirt-droht-enteignung-d1201966.html). Die Kargls würden dadurch ihre über 30 Jahre aufgebauten Bio-Böden verlieren. Die Resonanz der Bevölkerung auf den Bezirksblätter-Bericht war enorm. Auch darüber wurde berichtet. Eine Leserin startete sogar eine Online-Petition, die bereits 7000 Unterzeichner fand. Auch die Kunden der Direktvermarktungsschiene von Familie Kargl sind bestürzt über das Vorgehen der Agrarbezirksbehörde.
Nur rund 55% dafür
"Uns wurde immer gesagt, dass wir die einzigen sind, die gegen die Kommassierung auftreten", erklärt Lisa Kargl, die den großelterlichen Betrieb übernehmen möchte. Doch dies stellte sich nun als Unwahrheit heraus. In einem Schreiben der Niederösterreichischen Agrarbezirksbehörde geht hervor, dass lediglich 42 von 76 der betroffenen Grundeigentümer den Antrag auf die Zusammenlegung der Grundstücke in der KG Großglobnitz gestellt haben. Das entspricht lediglich rund 55 Prozent. Die Kargls leiten daraus ab, dass also eigentlich fast die Hälfte gegen die Grundzusammenlegung ist. "Leider gibt es viele, die das in der Öffentlichkeit nicht sagen wollen", glaubt Lisa Kargl.
Ob die 473 Hektar umfassende Kommassierung tatsächlich über die Bühne geht, ist somit noch nicht geklärt.
Bei Wahl abgestraft
Welch explosive Stimmung dieses Thema birgt, wurde auch im Rahmen der Gemeinderatswahl am 25. Jänner in Großglobnitz ersichtlich. Eine große Zahl der Wähler strafte die Agrarbezirksbehörde ab. Die Grünen erreichten in beiden Wahlsprengeln über zehn Prozent.
Staudinger warnt Behörden
Der bekannte Waldviertler Schuhmacher, Heini Staudinger, gab auf Bezirksblätter-Anfrage eine Warnung an die Behörden zu Protokoll: "So eine Qualität wächst nur auf Böden, die jahrzehntelang im Sinne biologischer Landwirtschaft gehegt und gepflegt wurden. Und nun soll die Familie Kargl einen Teil ihrer Felder durch Kommassierung verlieren? Da kann ich nur sagen: nein, nein, nein! Ich kann die Familie Kargl gut verstehen, dass sie sich das nicht gefallen lassen wollen, ja nicht gefallen lassen dürfen,
denn ihre Kunden, wie auch wir, wollen diese Bioqualität. Die Familie Kargl lebt von ihren Kunden, so wie wir von unseren Kunden leben. Darum eine freundliche Verwarnung an die Behörde: Lasst diese Kommassierung sein und lasst die Kargls samt Team arbeiten."
Bio-Landwirt droht Enteignung: http://www.meinbezirk.at/zwettl-niederoesterreich/politik/bio-landwirt-droht-enteignung-d1201966.html
Online-Peition für Bio-Betrieb gestartet: http://www.meinbezirk.at/zwettl-niederoesterreich/politik/online-petition-fuer-bio-betrieb-gestartet-d1210700.html
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