Der Wirt als neuer Bankomat

- Bargeld-Service für Österreichs Gemeinden: Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl und Mastercard Austria-Manager Christian Rau.
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Gemeindebund und Mastercard starten einen Vorstoß, um die Bargeldbehebung am Land zu stärken.
BEZIRK. Bei ausgewählten Lebensmittel- und Drogerieketten gibt es das sogenannte “Bargeld-Service” schon: Dabei handelt es sich um die Möglichkeit, beim Bezahlen an der Kassa auch gleichzeitig Geld vom Konto abzuheben. Der Kunde nennt dabei seinen gewünschten Abhebungsbetrag, steckt seine Maestro Bankomatkarte oder die neue Debit Mastercard ein, gibt den Pincode ein und bekommt das Geld an der Kassa in bar ausgehändigt. Der abgehobene Betrag wird zum Gesamtpreis des Einkaufes hinzugefügt.
Lokales Bargeld-Service
Bargeld hat nach wie vor einen hohen Stellenwert, doch das Fehlen eines Bankomaten wird für immer mehr kleine Gemeinden zum Problem. Eine gemeinsame Initiative des Österreichischen Gemeindebunds mit Mastercard soll nun eine Lösung bringen und auch Bewohnern kleinerer Gemeinden den einfachen Zugang zu Bargeld ermöglichen: Daher sollen zukünftig auch kleine Betriebe und Wirtshäuser das Bargeld-Service anbieten und Geld ausgeben. “Durch diese Initiative können wir Bargeld einfach, sicher und bequem für alle Österreicher ermöglichen”, erläutert Christian Rau von Mastercard.
Wertschöpfung stärken
Eine Geldbehebung ist aber nur in Verbindung mit einer Konsumation oder einem Einkauf möglich. Einen Mindestbetrag gibt es keinen, selbst beim Kauf einer Packung Kaugummi oder einer Tasse Kaffee ist die Bargeldbehebung möglich. Pro Transaktion können bis zu 200 Euro behoben werden. "Dieses lokale Bargeld-Service stärkt die Wertschöpfung im Dorf und in der Gemeinde", so Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl.
Günther Rossmanith von der Wirtschaftskammer sieht darin eine Möglichkeit, "den Einzelhändler und Gastronomen als multifunktionalen Nahversorger zu stärken". Der Gemeindebund hat in einem ersten Schritt über 2.000 Bürgermeister über diese Initiative informiert.
Wirte zwiegespalten
Im Bezirk Zwettl stehen Wirte dem Konzept skeptisch gegenüber: "Die Idee ist grundsätzlich nicht schlecht, aber die Geldausgabe ist die Aufgabe der Banken. Ich kann auch nicht am Bankomat gleichzeitig Geld abheben und eine Tasse Kaffee trinken. Jeder soll bei seinem Leisten bleiben", meint Wirt Josef Hagmann aus Brand. "Für Ortschaften, wo es keinen Bankomat gibt, ist die Idee vielleicht nicht so schlecht, aber für Gasthäuser in Orten, wo ein Bankomat vorhanden ist, wird das Bargeld-Service kein Thema sein", so Martin Huber aus Rappoltschlag. Auch sieht er darin eher einen Vorteil für Banken.
"Meiner Meinung nach ist diese Initiative nicht notwendig, da es eh genug Bankomaten gibt", sagt eine Kellnerin. "Ich sehe ein Problem bei den Jugendlichen. Wenn das Geld beim Fortgehen aus ist, müssten sie grundsätzlich heimgehen. So können sie aber immer wieder Geld abheben und weitertrinken", kritisiert eine weitere Wirtin. Allgemein trifft die Idee auf wenig Gegenliebe und sorgt für zwiegespaltene Meinungen.
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