Arbeiterkammer zieht Halbjahresbilanz
Knapp 1,2 Millionen Euro für Arbeitnehmer erzielt
4.215 Anfragen nahm die Arbeiterkammer (AK) im Bezirk Zwettl im letzten Halbjahr entgegen.
BEZIRK ZWETTL. Eine beindruckende Halbjahresbilanz mit 1.175.923 Euro kann die Bezirksstelle Zwettl vorweisen. Viele Kontakte konnte man telefonisch beziehungsweise rasch abklären. In 1.912 Fällen bedurfte es einer intensiveren Fachberatung, wie etwa der Sachverhalt bei einer Dienstnehmerin. Dieser kündigte der Arbeitgeber im Krankenstand und zahlte ihr lediglich den letzten Lohn in der Höhe von 1.113,09 Euro. Ausstehend sind ein regulärer Lohn, Urlaubs- und Sonderzahlungen sowie Mehrarbeit mit einem Gesamtbetrag von 9.610,24 Euro. Auch die Kündigungsfrist wurde nicht eingehalten. Trotz Aufforderung zahlte der Dienstgeber nicht. Den Fall bearbeitet derzeit das Gericht
. „Wir werden so lange kämpfen, bis unser Mitglied zu seinem Recht kommt“,
so Bezirksstellenleiter Jürgen Binder, der zuversichtlich ist, da es sich um rechtlich zustehendes Entgelt handelt.
Die häufigsten Anfragen
„Es ist ein Vorteil, dass wir in jedem Bezirk vertreten sind, da gelingt es oft, dass man das Gericht gar nicht braucht“,
informiert AK NÖ-Vizepräsident Horst Pammer. Niederösterreichweit spricht Pammer auch von gehäuften Beendigungen von Dienstverhältnissen. Vor allem im Hotel- und Gastgewerbe gibt es eine „Flucht aus der Branche“. Aus diesem Bereich kommen auch die meisten Anfragen. Hauptsächlich geht es um nicht bezahlte Entgeltleistungen, Kündigungsfristen, Überstunden oder ungerechtfertigte Entlassungen.
Präventiv unterwegs
Vermehrt wird vor einer Kündigung schon die Beratung der AK aufgesucht. Aber auch Dienstgeber erkundigen sich im Vorfeld, was sie dürfen und was nicht. Das verhindert oftmals unangenehme Konsequenzen. Die AK rät vor allem, sich Überstunden genau aufzuzeichnen, wenn man diese nicht vom Arbeitgeber erhält. Dafür gibt es eine Gratisapp auf der Homepage der AK. Eine weitere kostenlose „AK-Blitz-App“ informiert die Mitglieder über Neuigkeiten aus der Arbeitswelt und dem Bereich Interessensvertretung.
Insolvenzen von Firmen
344.862 „erreichte“ Euro stammen aus Insolvenzvertretungen im Bezirk Zwettl. In NÖ waren für Horst Pammer die Großinsolvenzen von Kika/Leiner und Forstinger eine Herausforderung. Aus diesen erzielte die AK für die 522 Forstinger-Dienstnehmer 2,5 Millionen und für die 3200 Kika/Leiner-Arbeitnehmer 9 Millionen. Insgesamt erkämpfte sich die AK NÖ 38,1 Millionen Nachzahlungen für die Mitglieder.
Manches geht nahe
Es gibt Einzelfälle, die Jürgen Binder menschlich emotional berühren. Eine Frau erlitt während der Karenzzeit einen Herzinfarkt und wurde arbeitsunfähig. Die AK stellte einen Antrag auf Invaliditätspension beziehungsweise Antrag auf Rehabilitationsgeld.
„Diese Jungfamilie war einfach überfordert“,
so Binder, dem es nicht nur ums Recht geht, sondern auch das Menschliche hinter den Anliegen sieht.
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